Hautprobleme sind häufige Begleiterscheinung bei Diabetes

Bis zu 80 Prozent aller Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 haben krankhafte Hautveränderungen. Bei Typ-1-Diabetes kommt es nicht selten zu Hautreaktionen auf Pflasterklebstoffe von Glukosesensoren und Insulinpumpen. Viele Betroffene mit Typ-2-Diabetes berichten über zu trockene, gerötete, juckende und schuppende Haut. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe rät Menschen mit Diabetes, ihre Haut besonders sorgfältig zu schützen und zu pflegen. Veränderungen sollten sie mit dem behandelnden Ärzteteam besprechen, Irritationen und Allergien auf Klebstoffe von technischen Hilfsmitteln auch den Herstellern melden.

Glukosesensoren und Insulinpumpen sind aus der modernen Diabetestherapie nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen mit Diabetes nutzen sie. Dank gut klebender Pflaster haften Pumpenkatheter und Sensoren zuverlässig tagelang auf der Haut. Ihre starke Haftungseigenschaft und potenzielle allergisierende Klebstoffbestandteile können jedoch auf Dauer die Haut irritieren oder Allergien hervorrufen. „Irritationen sind das häufigste Phänomen, mehr als 70 Prozent aller Nutzenden machen im Laufe der Zeit Erfahrungen damit“, weiß Dr. med. Stefanie Kamann, Fachärztin für Dermatologie, Allergologie und Naturheilverfahren aus Feldafing. Die durch das Pflaster bedeckte Hautfläche kann unter anderem durch Schwitzen, Reibung oder auf den Pflasterabriss gereizt reagieren. „Ist die Haut nur hin und wieder rissig, rötlich und juckt leicht, helfen eine gute Pflege und ein Wechsel der Hautstelle“, erklärt die Dermatologin.

Im Gegensatz zu sporadisch auftretenden Irritationen bleibt eine Allergie dauerhaft bestehen, wenn sie sich einmal entwickelt hat, betont Kamann: „Wer plötzlich an der betreffenden Hautstelle immer starke Rötungen, Juckreiz, Papeln und gelbe Bläschen aufweist, reagiert möglicherweise allergisch auf Acrylate, die in Pflasterklebstoffen, aber auch in Verklebungen an Kathetern oder auf der Unterseite von Sensorengehäusen enthalten sind.“ Betroffene sollten dies ihrem diabetologischen Behandlungsteam sowie den Herstellern ihrer technischen Hilfsmittel melden. Die wenigsten Menschen mit Diabetes und einer Allergie möchten jedoch auf die modernen Systeme verzichten. „Viele wenden mit gutem Erfolg Schutzpflaster unter den Katheter- sowie Sensorenpflastern an“, sagt Kamann. Dazu zählen zum Beispiel Blasenpflaster mit Hydrokolloid, die keine Acrylate enthalten.

Andere Hautleiden wie zum Beispiel Pilzinfektionen sind oft auch die ersten Anzeichen, an denen ein neu manifestierter Diabetes Typ 1 oder 2 erkennbar ist. Der Grund dafür sind zu hohe Glukosewerte. Bei einem Insulinmangel oder einer Insulinresistenz scheidet der Körper vermehrt Flüssigkeit über den Urin aus. Zudem produzieren die Talg- und Schweißdrüsen der Haut aufgrund von Nervenschädigungen weniger Fett und Feuchtigkeit. „Dadurch trocknet die Haut stark aus, wird rissig und verliert ihre Schutzfunktion. Erreger können leichter eindringen und sich vermehren“, erklärt die Expertin. Sie rät Menschen mit Diabetes unabhängig vom Typ allgemein, ihre empfindliche Haut besonders zu pflegen und vor Austrocknung zu schützen – gerade auch bei trockener Heizungsluft in der kalten Jahreszeit. Heiß baden oder duschen trocknet die Haut zusätzlich aus. Nach dem Waschen bei mittlerer Temperatur tut der Haut ein feuchtigkeitsspendendes Pflegeprodukt gut. „Auffälligkeiten sollten Diabetes-Patienten in jedem Fall bei ihrem Diabetologen oder Dermatologen ansprechen, selbst wenn sie noch keine Beschwerden machen“, betont Kamann.

Videovortrag zum Thema:

www.diabetesde.org/wdt-2020-vortrag-dr-stefanie-kamann-thema-hilfe-juckt-schuppt

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal


 

Verbesserung von chronischer Hauterkrankung

Eine Umstellung der Ernährung, mit wenig gesättigten Fettsäuren, hilft Menschen mit Adipositas, die Heilung der chronischen Schuppenflechte zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende der Universitätsmedizin Leipzig in einer aktuellen klinischen Studie. Die wissenschaftliche Arbeit wurde im Fachjournal „Nutrients“ veröffentlicht.

Starkes Übergewicht, also Adipositas, ist ein Risikofaktor für die Entwicklung und einen schwereren Verlauf der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung Schuppenflechte. Etwa vier Prozent der Bevölkerung in Deutschland leidet an der sogenannten Psoriasis. Die genauen Mechanismen, weshalb Übergewicht die Schuppenflechte verschlimmert, sind noch nicht bekannt. Eine Fehlregulierung des Glukose- und Fettstoffwechsels, die Aktivierung des Fettgewebes und eine daraus resultierende anhaltende Entzündung werden von Expert:innen als Ursachen untersucht. Im vergangenen Jahr haben Forschende der Universitätsmedizin Leipzig gezeigt, dass über die Nahrung aufgenommene gesättigte, freie Fettsäuren bei Tiermodellen eine entscheidende Rolle in der Verstärkung der psoriasischen Hautentzündung in Kombination mit Adipositas spielen.

In der aktuellen Studie sind diese Erkenntnisse nun bei übergewichtigen Patient:innen mit chronischer Psoriasis überprüft worden. Die Ergebnisse zeigen, dass eine einfache Umstellung der Ernährung, zusammen mit einer existierenden Therapie, die Schuppenflechte um 25 Prozent verbessert. Der Wert wurde mit dem PASI Score gemessen, einem Index zur Ermittlung des Schweregrades von Psoriasis-Erkrankungen.

Der Schwerpunkt der Diät liegt auf der Reduktion gesättigter Fettsäuren, zusätzlich zu bestehenden Therapien. Der positive Effekt bei den Betroffenen zeigte sich unabhängig von einer Gewichtsabnahme.

Neben der Verbesserung der Schuppenflechte konnten die Leipziger Wissenschaftler:innen belegen, dass eine reduzierte Menge an gesättigten Fettsäuren den allgemeinen Entzündungswert, gemessen durch ein Blut-Entzündungspanel, im Körper reduziert. „Daher könnte diese diätetische Intervention auch bei anderen entzündlichen Autoimmunerkrankungen hilfreich sein, bei denen ein Zusammenhang zwischen Krankheitsaktivität und Fettleibigkeit beschrieben worden ist“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Jan C. Simon, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Leipzig und Professor für Dermatologie an der Universität Leipzig.

Mahlzeiten durch Formula- und Mittelmeer-Diät ersetzt

In die Studie wurden 33 Patient:innen mit leichter bis mittelschwerer Plaque-Psoriasis eingeschlossen. Bei der Erkrankung verdickt und verhornt die Oberhaut, und es bilden sich gerötete und schuppige Verletzungen. Dabei sind die Mahlzeiten zunächst durch eine Formula-Diät, Flüssigkeiten mit Nährstoffpulver, und anschließend durch eine modifizierte Mittelmeerdiät ersetzt worden. Nach zwei, vier, acht und zwölf Wochen prüften die Hautärztinnen und Hautärzte die Krankheitsaktivität und bestimmten pro-entzündliche Marker im Blut.

„Eine an gesättigten Fettsäuren arme Diät alleine wird die Schuppenflechte nicht heilen. Sie kann aber etablierte Therapien unterstützen und dazu beitragen, dass diese chronische Hauterkrankung für die Betroffenen erträglicher wird. Die aktuellen Ergebnisse sollen im nächsten Schritt an einer größeren Gruppe von Erkrankten geprüft werden. Dabei interessiert uns besonders, ob diese Form der Diät bei übergewichtigen Patientinnen und Patienten das Ansprechen auf eine Systemtherapie der Schuppenflechte verbessert“, erklärt Prof. Simon.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal


 

Selen, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren – wichtig in der Ernährung

Selen – Wichtig für Haare, Nägel und Haut

Das essentielle Spurenelement Selen trägt u. a. zur Erhaltung normaler Haare und Nägel bei. Zudem trägt es dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Ferner deuten Forschungsarbeiten auf geringere Selenwerte bei einigen Hauterkrankungen hin. Der Selenbedarf nimmt mit dem Alter zu. Er beträgt 10 bis höchstens 250 Mikrogramm pro Tag. Auch bei chronischen Erkrankungen benötigt der Körper häufig deutlich mehr Selen, besonders bei Krebs.

Selenhaltige Nahrungsergänzungsmittel können von Nutzen sein:

• bei veganer oder extrem einseitiger Ernährung
• bei Magersucht oder Bulimie
• bei Dialysepatienten
• bei Krankheiten, die die Nährstoffaufnahme im Darm vermindern

Auf ein Selendefizit können z. B. Haarausfall und Nagelveränderungen (weiße Flecken) hinweisen (1). Die Böden in Deutschland sind gewöhnlich arm an Selen, weshalb eine ausreichende Versorgung über die Nahrung nicht immer gesichert ist, so eine deutsche Arbeit (2).

Bei einer Unterversorgung mit dem wichtigen Spurenelement sind Nahrungsergänzungsmittel wie z. B. SelenoPrecise sinnvoll, das sich beispielsweise in der in Fachkreisen bekannten KiSel-10-Studie, die im Internationalen Journal für Kardiologie veröffentlicht wurde, bewährt hat (3).

Zeichen der Vitalität: Schöne Haut, Haare und Nägel

Sie gehören zu einem gepflegten Äußeren einfach dazu. Besonders jetzt in den Sommermonaten zeigt man wieder mehr Haut. Auch die Fußnägel werden, wenn sie ansehnlich sind, gerne zur Schau gestellt.
Doch was ist, wenn man Haut, Haare und/oder Nägel am liebsten verstecken möchte, weil sie nicht dem Schönheitsideal entsprechen?

Was Haut, Haare und Nägel negativ beeinflusst

Neben einer vitalstoffarmen, säurelastigen Ernährung fördern zu viel Sonnenlicht, Solarium-besuche, Stress und Rauchen Falten bzw. den Alterungsprozess, denn dadurch entstehen freie Radikale, also sehr reaktionsstarke Moleküle, die die Zellen sowie das Erbgut schädigen können und als krebserregend gelten. Auch Haare und Nägel leiden darunter. Zudem können u. a. Hormonumstellungen wie die Wechseljahre zu diffusem Haarverlust führen.

Die Bedeutung einer gesunden Ernährung

Die haut-, haar- und nagelbildenden Zellen werden über den Blutweg mit Nährstoffen versorgt. Daher ist eine vitalstoffreiche, vollwertige Ernährung bzw. ein gesunder Lebensstil wichtiger als jede Creme.

Hauterkrankungen

Laut einer systematischen Übersichtsarbeit und Meta-Analyse aus 27 Studien mit insgesamt 1.315 Patienten und 7.181 gesunden Kontrollpersonen hatten Patienten mit Psoriasis, Acne vulgaris, Chlorakne und atopischer Dermatitis (Neurodermitis) geringere Selenspiegel. Höhere Selen-Konzentrationen scheinen dagegen vor bestimmten Hauterkrankungen zu schützen (4).

Psoriasis

Die Schuppenflechte ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Die chronische Entzündung, die mit den Psoriasisläsionen verbunden ist, führt zur Bildung von freien Radikalen und somit zu oxidativem Stress.

Die Ernährung der Betroffenen sollte vielseitig sein und auf jeden einzelnen Patienten zugeschnitten werden. Erkrankte sollten Alkohol, tierische Fette, rotes Fleisch, Einfachzucker und stark verarbeitete Nahrungsmittel meiden. Empfehlenswert sind dagegen Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, viel Gemüse und Obst, die eine Antioxidantien-Quelle darstellen sowie pflanzliche Öle, Nüsse und Fisch, die Omega-3-Fettsäuren enthalten.

In einigen Fällen sollten Patienten eine glutenfreie Ernährung und eine Vitamin D-Supplementierung in Betracht ziehen.Eine Ernährung, die konsequent befolgt wird, incl. der richtigen Auswahl an Lebensmitteln, kann nicht nur den Verlauf der Psoriasis und die Prognose positiv beeinflussen, sondern auch Begleiterkrankungen.

Ein Selenmangel, der häufig bei den Patienten beobachtet wird,, kann ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Psoriasis darstellen. Eine Selensupplemenierung soll die Sekretion des Tumornekrosefaktors-alpha hemmen, der an Entzündungsprozessen beteiligt ist (5).

Acne vulgaris

Eine vernünftige Ernährung kann nicht nur eine Acne vulgaris verhindern oder lindern, sondern auch die Wirksamkeit der Behandlung verbessern. Von Nachteil sind dagegen Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index und bestimmte Milchprodukte, die Hormone wie Progesteron- und Testosteron-Vorläufer enthalten.

Oxidativer Stress spielt bei der Pathophysiologie der Acne vulgaris ebenfalls eine Rolle. Selen trägt u. a. dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen, reguliert die Talg-Produktion und hat antientzündliche Eigenschaften.

Neben Selen sind auch Zink, die Vitamine A, C, D, E und B sowie bestimmte entzündungshemmende Fettsäuren bei der Akne-Behandlung von Bedeutung (6).

Melanom

In einer polnischen Studie wurden 375 Patienten mit einem malignen Melanom vom Diagnose-Zeitpunkt bis zum Tod oder dem Jahr 2020 (10 Jahre) begleitet. Sie wurden, je nach Höhe der Selenwerte in 4 Gruppen eingeteilt (1:niedrige Level, 4: hohe Level). Die Gruppe mit niedrigen Selenspiegeln hatte, verglichen mit den Patienten mit hohen Selenkonzentrationen eine signifikant geringere Überlebensrate.Selen ist an einigen zellulären Prozessen und molekularen Signalwegen beteiligt, die in die Anti-Krebs-Aktivität involviert sind, d. h. es verringert DNA-Schäden, oxidativen Stress sowie Entzündungen und sorgt für die Entgiftung von Karzinogenen. Außerdem verbessert es die Immunantwort, verändert die DNA-Methylierung, reguliert den Zellzyklus, induziert die Apoptose von Krebszellen und inhibiert die Angiogenese, die für das Wachstum und die Metastasierung von Tumoren erforderlich ist (7).

Chronische Wunden

In einer Studie, an der 50 Patienten mit chronischen Wunden und 30 gesunde Kontrollpersonen teilnahmen, zeigte sich, dass die Serum-Selen, -Zink, -Kupfer, -Magnesium und -Chrom-Werte bei den Betroffenen, im Vergleich zur Kontrollgruppe, signifikant reduziert waren (8).

Lippenherpes (Herpes labialis)

In einer Querschnittsstudie, für die 40 Probanden mit rezidivierenden Lippenherpes-Läsionen in der Vergangenheit und 38 gesunde Teilnehmer rekrutiert wurden, waren die Serum-Selenspiegel bei den Gesunden signifikant höher (9).

Fazit:

Dass Selen wichtig für die Schilddrüse ist und auch bei Krebserkrankungen häufiger eingesetzt wird, ist relativ bekannt

Dass dieses wichtige Spurenelement aber auch zur Erhaltung normaler Haut sowie Haare beiträgt und ein suboptimaler Selenstatus mit einigen Hauterkrankungen verbunden ist, ist noch nicht so geläufig.

Literatur:
(1) https://www.onmeda.de/ernaehrung/naehrstoffe/selen-id200891/, abgerufen am 14.07.2022.

(2) Müller SM, Dawczynski C, Wiest J et al. Functional biomarkers for the selenium status in a human nutritional intervention study. Nutrients. 2020 Mar 2;12(3):676.

(3) Alehagen U, Johansson P, Björnstedt M, Rosén A, Dahlström U. Cardiovascular mortality and N-terminalproBNP reduced after combined selenium and coenzyme Q10 supplementation: a 5-year prospective randomized double-blind placebo-controlled trial among elderly Swedish citizens. Int J Cardiol. 2013 Sep 1;167(5):1860-6. doi: 10.1016/j.ijcard.2012.04.156. Epub 2012 May 23.

(4) Lv J, Ai P, Lei S et al. Selenium levels and skin diseases: Systematic review and meta-analysis. J Trace Elem Med Biol. 2020 Dec;62:126548.

(5) Garbicz J, Calyniuk B, Górski M et al. Nutritional therapy in persons suffering from psoriasis. Nutrients. 2021 Dec 28;14(1):119.

(6) Podgórska A, Puścion-Jakubik A, Markiewicz-Zukowska R et al. Acne vulgaris and intake of selected dietary nutrients – A summary of information. Healthcare (Basel). 2021 Jun 3;9(6):668
.
(7) Rogoza-Janiszewska E, Malińska K, Baszuk P et al. Serum selenium level and 10-year survival after melanoma. Biomedicines. 2021 Aug 11;9(8):991.

(8) Dixit R, Chaudhary NK, Mishra PK et al. Study on blood serum levels of heavy and trace metals in chronic non-healing wounds. Int J Low Extrem Wounds. 2022 Jan 17;15347346221074161.

(9) Lavaee F, Sardo MS, Zarei F et al. Comparison of serum and dietary selenium levels in participants with a positive history of recurrent herpes lesions and healthy individuals. Biomed Res Int. 2021 Dec 31;2021:6083716

Wie unsere Ernährung die Psyche beeinflussen kann

Die Ernährung wirkt sich nicht nur auf die körperliche Gesundheit aus, sondern auch auf die psychische (1). Zu den gesündesten Ernährungsweisen zählt die Mittelmeerkost. Ergänzend dazu können bei einer suboptimalen Versorgung Mikronährstoffsupplemente genutzt werden.

Bei der Entstehung und dem Fortbestehen von Depressionen spielen oft unterschwellige Entzündungen eine Rolle. Daher kann eine ergänzende antientzündliche, zuckerarme, ballaststoffreiche Ernährung hilfreich sein. Neueren Studien zufolge gilt sie als wichtige Säule bei der Behandlung der Erkrankung, vor allem weil sie das Darmmikrobiom positiv beeinflusst. Eine gestörte Darmflora sowie Entzündungen im Darm können über die sogenannte Darm-Hirn-Achse Auswirkungen auf das Gehirn und die Psyche haben. Empfehlenswert ist zudem pflanzliches Eiweiß aus Nüssen, Kernen, Hülsenfrüchten und Pilzen. Gemüse, Obst und Kräuter versorgen den Körper mit entzündungshemmenden sekundären Pflanzenstoffen. Aber auch den besonders in fettem Seefisch (Lachs, Hering, Makrele), Leinöl und Walnussöl enthaltenen Omega-3-Fettsäuren werden antientzündliche Effekte zugeschrieben. Fast allen depressiven Patienten fehlt jedoch häufig der Antrieb und die Kraft, regelmäßig zu essen und sich ausgewogen zu ernähren, was zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen führen kann (2).

Laut einer bevölkerungsbasierten prospektiven Kohortenstudie mit 3.993 Teilnehmern, die in der Schweiz durchgeführt wurde, zeigte sich ebenfalls eine Assoziation zwischen dem Vorliegen aktueller Angststörungen und einer schlechteren Ernährungsqualität. Die Erkrankung beeinflusst demnach die Einkaufs- und Kochgewohnheiten, was zu einer weniger gesunden Ernährungsweise beitragen kann. Die Betroffenen benötigen daher Unterstützung auf diesem Gebiet (3).

Der 10. Oktober ist seit nahezu 30 Jahren der Welttag für seelische Gesundheit. Der von der World Federation for Mental Health initiierte Tag soll das Bewusstsein für seelische Gesundheit und Krankheit schärfen. Gemäß der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (dgppn) wird in Deutschland jährlich bei circa 28 Prozent der Erwachsenen eine psychische Erkrankung diagnostiziert (4).

Der Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen war 2021 so hoch wie nie. Mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte lag er um 41 Prozent über dem von vor zehn Jahren, so der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit mit einer Datenanalyse des unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstituts für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen (IGES-Institut) von 2,4 Millionen DAK-versicherten Erwerbstätigen. Während der Pandemie hatten Frauen ab 55 Jahren, die mit Abstand höchsten Steigerungsraten unter allen Beschäftigten: Bei den 55- bis 59-Jährigen kamen auf 100 Versicherte 511 Fehltage, 14 Prozent mehr als vor Corona. Die wichtigste Krankschreibungsursache waren Depressionen, die stärksten Zunahmen verzeichneten Anpassungs- und Angststörungen (5).

Es ist bekannt, dass psychische Erkrankungen die Abwehrkräfte reduzieren können. Frauen, die vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 unter Depressionen, Angstzuständen, Stress oder Einsamkeit litten oder sich vor einer Ansteckung fürchteten, erkrankten später öfter an Long-COVID, so eine prospektive Beobachtungsstudie in JAMA Psychiatry (2022; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2022.2640) (6).

Mediterrane Ernährung

Die Mittelmeerkost ist nicht nur ausgesprochen schmackhaft, sondern gilt auch als entzündungshemmend. Laut einer randomisierten, kontrollierten, Open-Label, Parallel-Gruppen-Studie führte eine mediterrane Ernährung über einen Zeitraum von 12 Wochen bei 72 jungen Männern (18 – 25 Jahre alt) mit moderaten bis schweren Depressionen zu einer signifikanten Verringerung des Beck-Depression Inventory Scale-Version II (BDI-II)-Scores und zu einer Erhöhung des Lebensqualitäts-Scores. Diese Ergebnisse unterstreichen die fundamentale Rolle der Ernährung bei der Behandlung von Depressionen (7).

Eine gesunde Ernährungsweise ist von immenser Bedeutung für die Darmflora. Es gibt eine eindeutige Korrelation zwischen einer Darmdysbiose und der Entwicklung von Ängsten und Depressionen. Das Darmmikrobiom kommuniziert mit dem Gehirn über neurale, metabolische und Immunwege, entweder direkt über den Vagusnerv oder indirekt via Stoffwechselprodukten aus dem Darm und Mikroben sowie Darmhormonen und endokrinen Peptiden (u. a. Oxytocin, Ghrelin, Cholecystokinin). Der Erhalt eines gesunden Darmmikrobioms für die Gesundheit des Gehirns, auch durch den Einsatz von Pro-, Prä- und Synbiotika und mittels Stuhltransplantation etc., gilt inzwischen als belegt. Auch kurzkettige Fettsäuren, Polyphenole, Vitamin B12 sowie Omega-3-Fettsäuren, die ebenfalls die Darm-Hirn-Achse beeinflussen, sollen bei Depressionen und Ängsten effektiv sein (8).

Besonders ein Mangel an entzündungshemmenden Mikronährstoffen sollte vermieden werden.

Mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (PUFA)

PUFA wirken u. a. antiphlogistisch. Bei schweren depressiven Störungen (MDD) ist die Therapie-Resistenz-Rate hoch. Eine Multicenter-Studie aus Frankreich, Spanien und Deutschland mit 60 MDD-Patienten, die mit Standard-Antidepressiva behandelt wurden (Escitalopram n = 45, Sertralin n = 13 und Venlafaxin n = 2) ergab, dass sich mit den Ausgangs-PUFA-Werten ein späteres Ansprechen auf Standard-Antidepressiva prognostizieren lässt. Die Einnahme von PUFA stellt ein neues modifizierbares Werkzeug für die Therapie depressiver Patienten dar, bei denen eine konventionelle Therapie keine ausreichende Wirkung zeigte. Geringere Omega-3-PUFA-Konzentrationen waren ferner mit einer schlechteren Ausgangssymptomatik verbunden (9).

Selen

Oxidativer Stress durch reaktive Sauerstoff- und Stickstoffspezies (ROS und RNS) führt zu unterschiedlichen Erkrankungen, bei denen Entzündungen zugrunde liegen. Optimale Konzentrationen an Selenoproteinen können bei inflammatorischen Erkrankungen von Vorteil sein, besonders wenn eine hohe Peroxidase-Aktivität vorliegt. In den letzten Jahren haben einige Studien gezeigt, dass die Einnahme von Selen und die Plasma-Selenwerte invers mit Depressionen und Ängsten assoziiert sein können (10).

Laut einer systematischen Übersichtsarbeit mit 20 Studien und einer Meta-Analyse aus 15 Studien scheint Selen vor einer Wochenbettdepression zu schützen und kann als nützliches Adjuvans bei Depressionen dienen (11). Zwischen der Darmflora und dem Selenstatus besteht eine symbiotische Beziehung. Selen ist wichtig für das Gleichgewicht der mikrobiellen Flora, was Gesundheitsschäden verhindert, die mit einer Dysbiose assoziiert sind. Selen kann die mikrobielle Kolonisierung des Darms beeinflussen, was sich wiederum günstig auf den Selenstatus und die Expression von Selenoproteinen auswirkt (12)

Vitamin D

Ein Vitamin D-Defizit wird mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Ängste assoziiert. Besonders die antioxidativen, antientzündlichen, proneurogenen und neuromodulierenden Effekte von Vitamin D scheinen zu seinen antidepressiven und angstlösenden Eigenschaften beizutragen (13). Proneurogen bedeutet, dass Vitamin D an der Bildung von Nervenwachstumsfaktoren beteiligt ist.

Eine aktuelle Meta-Analyse aus 41 randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien mit insgesamt 53.235 Personen mit und ohne Depressionen, die Vitamin-D-Präparate (mindestens 2.000 IE/d) oder Placebos einnahmen, offenbarte einen positiven Effekt von Vitamin D auf depressive Symptome (14). Am wirksamsten schienen Vitamin-D-Supplemente zu sein, wenn sie bis zu zwölf Wochen eingenommen wurden. Die Resultate deuten darauf hin, dass Vitamin D sowohl bei Patienten mit schweren depressiven Störungen, als auch bei Personen mit milderen, klinisch signifikanten depressiven Symptomen einen günstigen Einfluss hat (15).

Eine weitere aktuelle Meta-Analyse aus 29 randomisierten, kontrollierten Studien mit 4.504 Teilnehmern weist darauf hin, dass Vitamin D vorteilhafte Effekte auf die Inzidenz und die Prognose von Depressionen hat. Personen mit oder ohne Depressionen mit niedrigen Vitamin D-Werten (< 50 nmol/L), die mehr als 2.800 IE/d über mindestens 8 Wochen zuführten sowie alle Frauen, profitierten am ehesten von einer Vitamin D-Supplementierung (16).
Neben diversen anderen Medikamenten können auch Antidepressiva zu einem Vitamin D-Mangel führen (17). Der Vitamin D-Status könnte zudem wichtig für die Stress-Resilienz sein.

Norwegische und US-amerikanische Forscher untersuchten daher in einer Placebo-kontrollierten, randomisierten, klinischen Studie mit 68 stationären Forensik-Patienten die Wirkungen von Vitamin D (Prüfpräparat Vitamin D Pearls, Pharma Nord (40 µg (Cholecalciferol) Vitamin D3 entsprechend 1.600 IE/d) während des Winters (07.01.2018 – 22.05.2018) auf biologische Marker der Stress-Resilienz, wie psychophysiologische Aktivität sowie die Serotonin- und Cortisollevel. Vor und nach der Intervention wurden die Teilnehmer einer experimentellen Stressprozedur ausgesetzt. Beide Gruppen hatten übrigens vor der Intervention normale/ausreichende Vitamin D-Werte. Die psychophysiologischen Reaktionen auf die experimentelle Stressprozedur waren vor der Intervention in beiden Gruppen normal. Nach der Intervention zeigte die Verum-Gruppe erhöhte Vitamin D-Spiegel und weiterhin normale psychophysiologische Reaktionen auf die experimentelle Stressprozedur. Dagegen offenbarte die Kontrollgruppe nach der Intervention (im Frühling) einen klassischen Tiefpunkt beim Vitamin D-Status und zeigte keine normalen psychophysiologischen Reaktionen mehr, das heißt, physiologisch hielt die Stressreaktion in der Kontrollgruppe an. Die Cortisol- und Serotoninkonzentrationen änderten sich durch Vitamin D nicht (18).

Fazit:

Ergänzend zur Standardtherapie ist bei Patienten mit Depressionen und Angststörungen eine Ernährungs- bzw. Lebensstilberatung immens wichtig. Nach Mikronährstoffmängeln sollte ebenfalls gefahndet werden. Diese sollten durch hochwertige Präparate, die sich in Studien bewährt haben, ausgeglichen werden.

Heike Lück-Knobloch
Heilpraktikerin / Medizinjournalistin

Literatur:
Aufgrund der umfangreichen Literatur, die Frau Knobloch recherchiert hat, können wir die Literaturliste aus Platzgründen leider nicht veröffentlichen. Gern lassen wir Ihnen diese bei Bedarf zukommen, senden Sie uns bitte eine entsprechende E-Mail an:

ddb@medien-werbung-design.de


 

Gut für das Mikrobiom, gut für die Laune: Dunkle Schokolade

Dunkle Schokolade ist seit langem dafür bekannt, dass sie Effekte auf die Stimmung hat. Allerdings war die wissenschaftliche Evidenz für den Einfluss täglichen Schokoladenessens auf die Emotionen und mögliche dahinterstehende Mechanismen bisher begrenzt. Forscher untersuchten daher in einer randomisierten, kontrollierten Studie, wie sich tägliche dunkle Schokolade auf die Stimmung auswirkt und ermittelten zudem, ob Effekte auf das Darm-Mikrobiom festzustellen sind.

Wie macht Schokolade glücklich?

Zwei Schokoladensorten unterschiedlichen Kakao-Gehalts (85 % und 70 % Kakao) wurden im Vergleich zu einer Kontrolle ohne Schokolade untersucht. Gesunde Erwachsene zwischen 20 und 30 Jahren nahmen entweder für 3 Wochen 30 g pro Tag einer der beiden Schokoladensorten ein, oder erhielten keine Schokolade. Stimmungszustände wurden mit Hilfe des PANAS–Fragebogens (Positive and Negative Affect Schedule) bestimmt. Bei diesem Fragebogen weisen Patienten mit Depression typischerweise niedrigere Werte auf als Patienten mit beispielsweise Ängsten, besonders aufgrund von schwächeren positiven Emotionen wie etwa Stolz oder Entschlossenheit. Negative Emotionen wie Scham, Feindseligkeit oder Nervosität können dagegen verstärkt sein.

Kontrollierte Studie mit dunkler, zartbitter oder keiner Schokolade

Der tägliche Konsum der dunklen Schokolade (85 %) reduzierte in der PANAS-Befragung den negativen Affekt signifikant. Dieser Effekt wurde nicht mit der helleren Schokolade (70 %) gesehen. Die Vielfalt der Mikroben im Darm war signifikant höher in der 85%-Gruppe als in der Kontrollgruppe ohne Schokolade (p < 0,05). Besonders zeigte sich das in höheren Mengen des Bakteriums Blautia obeum und in reduzierten Mengen des Faecalibacterium prausnitzii (p < 0,05). Darüber hinaus korrelierten die PANAS-Ergebnisse zum negativen Affekt invers mit der Vielfalt des Darmmikrobioms und der relativen Menge von Blautia obeum (p < 0,05).

Verbesserung der Darmmikrobiom-Vielfalt, Förderung vorteilhafter Bakterien und gehobene Stimmung mit hohem Kakaoanteil

Die Ergebnisse dieser kontrollierten Studie zeigen, dass speziell dunkel Schokolade, hier mit 85 % Kakao-Anteil, einen präbiotischen Effekt auszuüben scheint und positiv auf die Vielfalt des Darmmikrobioms sowie die Zahl vorteilhafter Darmbakterien einwirkt.

Dies könnte ein Teil der Mechanismen sein, über die dunkle Schokolade als Stimmungsaufheller agiert.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal


 

Mund-Mikrobiom kann depressiv machen

Mundbakterien können über Schädigungen im Zahnfleisch in die Blutbahn, bei einer geschwächten Blut-Hirn-Schranke auch in das Gehirn eintreten und zu Erkrankungen führen. Sie können aber auch indirekt das zentrale Nervensystem beeinflussen. Eine Analyse von Gendaten und Patientendaten zeigte nun einen kausalen Zusammenhang zwischen Mundbakterien und Depression oder Ängsten.

Das Mikrobiom, besonders des Darms, ist zunehmend als wichtig für die Gesundheit und die Aktivität des Immunsystems bekannt. Auch Effekte auf die Psyche kennt man bereits. Das Mund-Mikrobiom kennt man hingegen vor allem wegen der Zahn- und Zahnfleischgesundheit. Eine Parodontose betrifft jedoch nicht nur Zahnfleisch und den Zahnhalteapparat, sondern kann auch Bakterien ermöglichen, über Schädigungen im Zahnfleisch in die Blutbahn und bei einer geschwächten Blut-Hirn-Schranke in das Gehirn vorzudringen. Mittels entzündungsfördernder Botenstoffe kann Parodontose auch indirekt das zentrale Nervensystem beeinflussen. Wie sich das orale Mikrobiom auf die psychische Gesundheit auswirkt, ist jedoch bislang kaum untersucht worden.

Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mundmikrobiom und Ängsten oder Depression?

Die Autoren der vorliegenden Studien analysierten die Ergebnisse einer Genom-weiten Assoziationsstudie (GWAS) zum oralen Mikrobiom mit Blick auf polygenische Risikoscores von 285 Speichel-Mikrobiomen und 309 Mikrobiomen des Zungenrückens. Dabei wurden Daten von 2 984 Personen mit 2 017 Zungenrücken- und 1 915 Speichel-Proben betrachtet.
Für die Analyse selbstberichteter Ängste und Depressionen nutzten die Wissenschaftler Daten der großen UK Biobank-Kohorte, von der Gesundheitsdaten und biologische Proben (z. B. Speichel) gewonnen worden waren. Zu Ängsten konnten Ergebnisse der GAD-7-Befragung von 155 076 Teilnehmern und Angststatus-Daten von 138 709 Teilnehmern (27 898 Patienten, 110 811 Kontrollen) analysiert werden. Zur Depression wurden PHQ-9-Befragungen von 154 360 Teilnehmern und selbst-berichtete Depressionen von 157 459 Teilnehmern (76 672 Patienten, 80 787 Kontrollen) betrachtet.

Vergleich von Genom-weiter Assoziationsstudie mit Patientendaten

Die Wissenschaftler konnten signifikante Interaktionen zwischen Speichel- und Zungenrücken-Mikrobiomen und Ängsten bzw. Depression erkennen. Dabei erwiesen sich folgende Bakterien als relevant sowohl für Ängste als auch Depression:
  • Centipeda periodontii
  • Granulicatella
  • Eggerthia (in zwei unterschiedlichen Datenbanken identifiziert)
Elemente des Mund-Mikrobioms wurden zudem nach dieser Analyse als mögliche Auslöser der psychischen Symptome gewertet.

Bakterien im Mund an der Entstehung von Depression und Ängsten beteiligt

Die systematischen Untersuchungen der Zusammenhänge auf der Basis mehrerer Datenbanken konnten Bakterien im Mund als wahrscheinlich an der Entwicklung von psychischen Erkrankungen beteiligt gefunden werden.
Die genauen Mechanismen solcher Krankheitsverläufe und mögliche Wege zur Vorbeugung, beispielsweise zahnmedizinische Mittel (Parodontose-Prophylaxe), Mundhygiene und Ernährungs-Strategien, um bestimmten Bakterien die Nährstoffe im Mund zu entziehen oder gezielt zu bieten, müssen nun weiter untersucht werden.
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal

Abnehmen durch Sport: Welche Rolle spielt das Mikrobiom?

Das Ziel einer aktuellen Metaanalyse war es, Veränderungen der Darmmikrobiota nach körperlichem Training bei Menschen mit Adipositas oder Typ-2-Diabetes zu bewerten. Zudem wurde die Rolle der Darmmikrobiota bei einer trainingsinduzierten Gewichtsabnahme bewertet. Auch tierexperimentelle Studien wurden in die Übersichtsarbeit einbezogen.

Im Darmmikrobiom fanden unterschiedliche Veränderungen statt

Im Juli 2021 wurde eine systematische Suche in sechs wissenschaftlichen Datenbanken durchgeführt und die extrahierten Daten zu Körperfett oder Körpergewicht systematisch analysiert. Insgesamt wurden 28 Studien eingeschlossen. Die modifizierten Taxa variierten jedoch zwischen den Studien. Proteobakterien waren die einzigen Taxa, von denen berichtet wurde, dass sie in mehr als einer Human- und einer Tierstudie durch körperliches Training beeinflusst wurden.

Die zu den Firmicutes gehörenden Taxa reagierten bei Menschen und Mäusen am stärksten auf Training, während Proteobacteria-Taxa bei Ratten am stärksten auf Training reagierten

Mikrobiom ist bei trainingsinduziertem Gewichtsverlust beteiligt

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Veränderungen der Darmmikrobiota zu einem trainingsinduzierten Gewichtsverlust bei Übergewicht und Adipositas beitragen.

Wie stark der Einfluss der Darmmikrobiota genau ist und welche Änderungen auf Taxonebene durch Training hervorgerufen werden, muss in weiteren Studien untersucht werden.

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal


 

Auswirkung von Fasten auf Mikrobiom und Gesundheit

Ein aktueller Überblicksartikel hat sich mit den Auswirkungen von Fasteninterventionen auf das menschliche Darmmikrobiom beschäftigt. Fasten-Interventionen lösen demnach die Anreicherung von Bakterien aus, die aus Ballaststoffen in der Nahrung anti-inflammatorische, kurzkettige Fettsäuren bilden.
Experimentelle Studien in Organismen, die von Hefekulturen bis zu Humanstudien reichen, fasst die Bioinformatikerin und Expertin für Wirts-Mikrobiom-Interaktionen Dr. Forslund vom Max Delbrück Center für Molekulare Medizin in Berlin in ihrem Review zusammen, haben gezeigt, dass verschiedene Formen der Reduzierung der Nahrungsaufnahme (periodisches Fasten, Intervallfasten, Kalorienrestriktion) unterschiedliche positive Effekte haben können:
  • Verlängerung der allgemeinen Lebensdauer
  • Verlängerung der Lebensdauer in gesundem Zustand
  • Verzögerung des Ausbruchs von Krankheiten
  • Verlangsamung von Alterungsprozessen
Das Darmmikrobiom gilt als einer der wichtigsten Umweltfaktoren mit Einfluss auf die Gesundheit. In Studien wurde bereits darüber berichtet, dass Störungen in der Zusammensetzung und Aktivität des Darmmikrobioms an der Entstehung mehrerer Krankheiten beteiligt sind. Es konnten Zusammenhänge zwischen bestimmten Mikroorganismen und folgenden Erkrankungen gezeigt werden:
  • Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht, Adipositas und Typ-2-Diabetes
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Neurodegenerative Erkrankungen
  • Krebserkrankungen

Anreicherung von entzündungshemmenden Darmbakterien

Der Effekt von Ernährungsinterventionen zur Reduktion von Entzündungen und Verbesserung der Stoffwechselgesundheit kann durch vorheriges Fasten potenziert werden, so die Hinweise aus der Forschung. Es gibt zudem Evidenz für die Verbesserung von Insulinsensitivität und der Blutzuckerkontrolle durch Fasten. Auch Entzündungen können durch Fasten reduziert werden. Es wird angenommen, dass menschliche Darmmikrobiota einige gesundheitliche Vorteile des Fastens beeinflussen und vermitteln können. Durch das Fasten werden Darmbakterien wie Faecalibacterium prausnitzii und andere Produzenten kurzkettiger Fettsäuren angereichert, die als entzündungshemmend und protektiv gegenüber metabolischen und inflammatorischen Erkrankungen bekannt sind. Die Fasten-bedingte Änderung der Zusammensetzung des Darmmikrobioms hat Auswirkungen auf das Immunsystem und die Barrierefunktion des Darms.

Änderung des Darmmikrobioms vorübergehend

Allerdings scheinen die Änderungen der Zusammensetzung der Mikrobioms vorübergehend zu sein, d. h. das Mikrobiom kehrt innerhalb von Monaten nach Beendigung der Intervention fast auf den Ausgangswert zurück. Trotzdem werden bei vielen Probanden länger anhaltende Veränderungen des Stoffwechsels und des allgemeinen Gesundheitszustandes beobachtet.

Die Autorin schließt, dass trotz vieler offener Fragen bereits gute Evidenz zum positiven Beitrag von Fasten-Interventionen auf das Darmmikrobiom und die Patienten-Gesundheit vorliegt. Dies wird nach aktuellem Kenntnisstand besonders durch Anreicherung von Bakterien bewirkt, die aus Ballaststoffen in der Nahrung anti-inflammatorische, kurzkettige Fettsäuren bilden.

 

Quelle: DeustchesGesundheitsPortal


 

Süßigkeiten verändern unser Gehirn

Warum wir von Schokoriegeln und Co. nicht die Finger lassen können

Schokoriegel, Chips und Pommes – warum können wir sie im Supermarkt nicht einfach links liegen lassen? Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln haben, in Zusammenarbeit mit der Yale University, jetzt nachgewiesen, dass Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt unser Gehirn verändern: Wenn wir regelmäßig auch nur kleine Mengen davon essen, lernt das Gehirn, auch weiterhin genau diese Lebensmittel konsumieren zu wollen.

Warum mögen wir ungesunde und dickmachende Lebensmittel so sehr? Wie entwickelt sich diese Vorliebe im Gehirn? „Unsere Neigung zu fett- und zuckerreichen Lebensmitteln, der sogenannten westlichen Ernährung, könnte angeboren sein oder sich als Folge von Übergewicht entwickeln. Wir denken aber, dass das Gehirn diese Vorliebe erlernt“, erklärt Sharmili Edwin Thanarajah, Erstautorin der Studie.

Um diese These zu überprüfen, gaben die Forschenden einer Gruppe von Probanden über acht Wochen zusätzlich zu ihrem normalen Ernährungsplan pro Tag einen kleinen Pudding, der viel Fett und Zucker enthielt. Die andere Gruppe erhielt einen Pudding, der zwar die gleiche Kalorienanzahl, aber weniger Fett enthielt. Vor und während der acht Wochen wurde die Hirnaktivität der Probanden gemessen.

Unser Gehirn lernt unbewusst fettreiche Snacks zu bevorzugen

Die Antwort des Gehirns auf fett- und zuckerreiche Nahrung war in der Gruppe, die den zucker- und fetthaltigen Pudding aßen, nach acht Wochen stark erhöht. Dabei wurde besonders das dopaminerge System aktiviert, also die Region im Gehirn, die für Motivation und Belohnung zuständig ist. „Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu verdrahtet. Es lernt unterbewusst belohnendes Essen zu bevorzugen. Durch diese Veränderungen im Gehirn werden wir unbewusst immer die Lebensmittel bevorzugen, die viel Fett und Zucker enthalten.“, erklärt Marc Tittgemeyer, der die Studie leitete.

Während des Studienzeitraums nahmen die Probanden nicht mehr an Gewicht zu als die Probanden der Kontrollgruppe und auch ihre Blutwerte, wie Blutzucker oder Cholesterin, veränderten sich nicht. Die Forschenden nehmen aber an, dass die Vorliebe für zuckrige Nahrungsmittel auch nach Ende der Studie andauern wird.

„Im Gehirn werden neue Verbindungen geknüpft, welche sich auch nicht so schnell wieder auflösen. Es ist ja der Sinn des Lernens, dass man einmal erlernte Dinge nicht so schnell wieder vergisst“, erklärt Marc Tittgemeyer.

Quelle: DeustchesGesundheitsPortal


 

Coenzym Q10 – seine vielfältigen Funktionen

Näher betrachtet: Immunsystem und retinalen Gefäßerkrankungen

Unterstützung für unser Immunsystem

Das menschliche Immunsystem hat einen hohen Energieverbrauch und ist daher auf das Vorhandensein der vitaminähnlichen Verbindung Coenzym Q10 angewiesen. Denn diese erzeugt in praktisch all unseren Zellen, einschließlich der Immunzellen, Energie.

Auch anderweitig unterstützt Coenzym Q10 unser Immunsystem, z. B. durch antioxidativen Schutz, Entzündungskontrolle und Genexpression.

Ist das körpereigene Immunsystem aufgrund eindringender Erreger – Viren oder andere Krankheitserreger – in Alarmbereitschaft, werden auf zellulärer Ebene enorme Energiemengen benötigt, um die verschiedenen Immunreaktionen zu unterstützen. Phagozyten (Neutrophile, Monozyten und Makrophagen) zerstören eingedrungene Krankheitserreger mithilfe freier Radikale, die die Phagozyten produzieren und in gezielten Angriffen einsetzen. Dabei handelt es sich um einen sehr energieaufwendigen Prozess, bei dem Coenzym Q10 eine Schlüsselrolle spielt: Es fungiert als Elektronenüberträger in den Mitochondrien der Zellen und erzeugt dort Adenosintriphosphat (ATP) – es speichert also Energie in chemischer Form, die von den Zellen bei Bedarf genutzt werden kann.

Schützt Immunzellen vor Selbstzerstörung

Nicht nur wegen seiner Rolle als Energielieferant ist das Coenzym Q10 für das Immunsystem sehr gefragt. Die Verbindung ist eines der wichtigsten lipidlöslichen Antioxidantien des Körpers und schützt Zellmembranen und zirkulierende Lipoproteine wie Triglyceride und Cholesterin vor oxidativen Schäden. Dies ist äußerst wichtig für den Schutz der Fresszellen in der Phase, in der sie große Mengen an freien Radikalen für ihre Immunangriffe produzieren. Coenzym Q10 kann die Fresszellen vor der Selbstzerstörung schützen, die durch die eigene Erzeugung von freien Radikalen verursacht wird.

Hilft dem Körper, entzündliche Prozesse zu kontrollieren

Zudem kann das Coenzym Q10 die Wirkung von Genen beeinflussen, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind. Mit anderen Worten: Coenzym Q10 ist wichtig, um die entzündungsfördernden Prozesse zu kontrollieren und sicherzustellen, dass sie wie geplant durchgeführt und gesteuert werden. Dies ist von entscheidender Bedeutung, denn wenn die Entzündungsreaktion anhält und eskaliert, kann dies zu umfangreichen Schäden an gesunden Zellen und Geweben führen.

Diese Reaktion ist auch bei Coronaviren bekannt: Die durch das Immunsystem gegen die Viren ausgelöste entzündungsfördernde Reaktion hält an, obgleich das Virus bereits unter Kontrolle ist. Daher ist es entscheidend, dass die Kontrollmechanismen des Körpers korrekt funktionieren, mit denen besagte entzündungsfördernde Prozesse gebremst werden – Coenzym Q10 könnte hier eine entscheidende Rolle spielen.

Q10 kann den altersbedingten Verlust der Immunfunktion umkehren

Mit steigendem Alter lässt unsere Immunabwehr allmählich nach. Dieses Phänomen wird als Immunoseneszenz bezeichnet. Sie ist einer der Hauptfaktoren, die zur Morbidität und Mortalität älterer Menschen beitragen.

Immunoseneszenz ist gekennzeichnet durch den Funktionsverlust der meisten Zelltypen des Immunsystems, einschließlich B-Zellen, T-Zellen und NK-Zellen (natürliche Killerzellen). Dieser Funktionsverlust geht mit einer entsprechend höheren Anfälligkeit für Infektionen und Krebs einher.

Bei Tieren wurde die Immunoseneszenz eingehend untersucht. So wurde in einer Studie1 an gealterten Mäusen eine beeinträchtigte Immunfunktion mit einem Mangel an zirkulierendem Coenzym Q10 in Verbindung gebracht. Nach einer Supplementierung durch Coenzym Q10 konnte die Immunfunktion jedoch teilweise wiederhergestellt werden (bis zu 80 % der normalen Funktion).

Da die Übertragbarkeit der Ergebnisse von Tierstudien auf den Menschen allerdings nicht immer gegeben ist, lohnt sich ein Blick auf die vielen aussagekräftigen Studien über die Wirkung von Coenzym Q10 auf die menschliche Immunantwort.

Wichtig für Sportler

Aufgrund einer potenziell schädlichen Wirkung von übermäßiger körperlicher Belastung stellen Sportler geeignete Forschungsobjekte dar. Es ist zwar bekannt, dass sich regelmäßiges, kurzes und mäßig intensives Training positiv auf das Immunsystem auswirkt; hochintensive sportliche Betätigung über einen längeren Zeitraum kann hingegen das Gegenteil bewirken und insbesondere für Infektionen der oberen Atemwege eine höhere Anfälligkeit bedingen.

Mehrere Studien bringen in diesen Fällen eine Supplementierung mit Coenzym Q10 mit einer verbesserten Immunfunktion in Verbindung. Eine Studie2 mit Spitzenschwimmern konnte zeigen, dass eine 14-tägige Supplementierung mit Coenzym Q10 negative Veränderungen in den Spiegeln proinflammatorischer Zytokine verhindert. Und eine Studie3 mit Kendo-Sportlern (Kendo ist eine Kampfsportart) ergab, dass die tägliche Einnahme von 300 mg Coenzym Q10 über einen Zeitraum von 20 Tagen die Entzündungskontrolle verbesserte.

Verhindert, dass Entzündungen chronisch werden

Es scheint, dass Coenzym Q10 eine besonders wichtige Rolle bei der Vermittlung von Entzündungsprozessen spielt. Ein wichtiges Detail, wenn man bedenkt, dass Entzündungen zunehmend als Schlüsselfaktor bei zahlreichen Krankheiten – von Diabetes und nichtalkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) bis hin zu Schilddrüsenstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen – in den Blickpunkt rücken. Eine Meta-Analyse4 von 17 randomisierten, kontrollierten Studien zu Erkrankungen mit chronischen Entzündungen zeigte, dass Coenzym Q10 die Werte verschiedener Entzündungsmarker wie CRP (C-reaktives Protein), IL-6 (Interleukin-6) und TNF-alpha (Tumornekrosefaktor alpha) deutlich senkt.

Man nimmt an, dass die beobachteten entzündungshemmenden Wirkungen des Coenzyms Q10 mit seiner regulierenden Wirkung auf die genetische Expression des NFkB (Nuclear Factor Kappa B) zusammenhängen. Dieser ist an Aktivitäten beteiligt, die das Überleben der Zellen, die Zellproliferation und die Zellspezialisierung steuern.

Q10 im Zusammenspiel mit Selen

Die Rolle des Coenzyms Q10 bei der Eindämmung von Entzündungen konnte im Rahmen eines umfangreichen Forschungsprojekts unter der Leitung von Professor Urban Alehagen, einem schwedischen Kardiologen an der Universität Linköping in Schweden, deutlich gemacht werden: In der originalen KiSel-10-Studie5 aus dem Jahr 2013 dokumentierten Alehagen und seine Kollegen, dass eine tägliche Supplementierung mit 200 mg Coenzym Q10 (Q10 Bio-Qinon Gold) und 200 Mikrogramm Selen (SelenoPrecise) die kardiovaskuläre Mortalität um 54 Prozent senkte. Bei weiteren Analysen der mehr als 50.000 Blutproben, die während des Interventionszeitraums entnommen wurden, konnten sie eine Verbesserung zahlreicher Entzündungsmarker infolge der Einnahme dieser beiden Präparate feststellen.

Auf Basis dieser Forschung führten die schwedischen Wissenschaftler bis heute mehr als 20 Studien durch.

Sie liefern einen soliden Beweis für die entzündungshemmenden Eigenschaften von Coenzym Q10 und Selen. Die beiden Nährstoffe wirken als biologisches und biochemisches Team und sind daher eine wichtige Kombination, insbesondere bei Menschen mittleren und höheren Alters.

Quellen:

1 Bliznakov, E.G. Immunological Senescence in Mice and its Reversal by Coenzyme Q10. Mech. Ageing Dev. 1978, 7, 189–197.
2 Emami, A. The Impact of Pre-Cooling and CoQ10 Supplementation on Mediators of Inflammatory Cytokines in Elite Swimmers. Nutr. Cancer 2020, 72, 41–51.
3 Shimizu, K.; Kon, M.; Tanimura, Y.; Hanaoka, Y.; Kimura, F.; Akama, T.; Kono, I. Coenzyme Q10 Supplementation Downregulates the Increase of Monocytes Expressing Toll-like Receptor 4 in Response to 6-Day Intensive Training in Kendo Athletes. Appl. Physiol. Nutr. Metab. 2015, 40, 575–581.
4 Fan, L.; Feng, Y.; Chen, G.-C.; Qin, L.-Q.; Fu, C.-l.; Chen, L.-H. Effects of Coenzyme Q10 Supplementation on Inflammatory Markers: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Pharmacol. Res. 2017, 119, 128–136.
5 Alehagen, U.; Johansson, P.; Björnstedt, M.; Rosén, A; Dahlström, U.,Cardiovascular Mortality and N-Terminal-proBNP Reduced after Combined Selenium and Coenzyme Q10 Supplementation: A 5-Year Prospective Randomized Double-Blind Placebo-Controlled Trial among Elderly Swedish Citizens.
International Journal of Cardiology, Vol. 167, Ausgabe 5, S. 1860–1866, September 2013

Der starke Partner für Patienten mit retinalen Gefäßerkrankungen

Im Rahmen einer spanischen Studie wurde bei Patienten mit verschiedenen retinalen Gefäßerkrankungen die Supplementierung durch Coenzym Q10 und Antioxidantien untersucht. Die Studie wurde Anfang dieses Jahres in der Zeitschrift „Nutrients“ veröffentlicht und zeigt vielversprechende Ergebnisse.

Ein plötzlicher Sehverlust aufgrund von Funktionsstörungen der Retina tritt vergleichsweise häufig auf. Gefäßerkrankungen, die das Auge betreffen, können durch eine Reihe verschiedener Faktoren verursacht werden. Einige dieser Faktoren sind bedingt durch Erkrankungen wie Diabetes, Hypertonie, Arteriosklerose, Schlafapnoe und Fettleibigkeit. Der aktuelle therapeutische Ansatz konzentriert sich hauptsächlich darauf, so viele Risikofaktoren wie möglich zu reduzieren, um das Fortschreiten der Erkrankung einzuschränken. Eine leitlinienbasierte Standardbehandlung fehlt derzeit.

Coenzym-Q10-Formulierung von pharmazeutischer Qualität

Allerdings sieht eine allgemeine Empfehlung bei der Behandlung von Gesichtsfelddefekten im Zusammenhang mit Gefäßproblemen die Verschreibung von Nahrungsergänzungsmitteln vor. Darunter Vitamine und Antioxidantien. Das Coenzym Q10 ist hier u. a. aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften von besonderem Interesse. So konnten spanische Wissenschaftler kürzlich im Rahmen einer Studie einem hochwertigen Coenzym-Q10-Präparat von pharmazeutischer Qualität namens Q10 Bio-Qinon Gold eine gute Wirksamkeit bescheinigen. Es wurde in Kombination mit verschiedenen Antioxidantien verabreicht. Besagtes Präparat wurde bereits in einer Reihe anderer veröffentlichter Studien verwendet. Ausgewählt wurde es aufgrund seiner dokumentierten Bioverfügbarkeit.

100 mg täglich

In die Open-Label-Studie wurden 48 Patienten aufgenommen, bei denen retinale Gefäßerkrankungen unterschiedlicher Art diagnostiziert worden waren. Darunter waren nicht arteriitische ischämische Optikusneuropathie (NAION), retinaler Arterienverschluss (RAO) und homonyme Hemianopsie oder Quadrantenanopsie nach Schlaganfall. Die Patienten wurden mit einer Coenzym-Q10-Supplementierung p.o. (100 mg pro Tag) und verschiedenen Antioxidantien behandelt.

Besserung bei allen Patienten

Als Reaktion auf die Behandlung zeigten alle behandelten Patienten eine positive Progression des VFI (Visual Field Index). Die gesteigerten Progressionsraten bilden sich dabei wie folgt ab: 15 % bei NAION-Patienten (insgesamt 18 Patienten), 17 % bei RAO-Patienten (insgesamt 7), 10,5 % bei Patienten mit Hemianopsie/Quadrantenanopsie (insgesamt 18) und 21 % bei Patienten mit anderen Erkrankungen (insgesamt 13).

Bei einem Patienten führte das Absetzen der Coenzym-Q10-Supplementierung zu einer deutlichen Abnahme des VFI, die jedoch nach Wiederaufnahme der Behandlung teilweise rückgängig gemacht werden konnte. Dies deute laut Einschätzung der Wissenschaftler darauf hin, dass die positiven Effekte der Supplementierung reversibel sind. Diese Beobachtung bedarf allerdings weiterer Bestätigung.

Getestet an Astronauten im All

Der therapeutische Wert des Coenzyms Q10 in Bezug auf die Unterstützung der normalen Funktion der Retina ist insbesondere für Astronauten von verstärktem Interesse. Bei monatelanger Arbeit in der räumlich begrenzten Raumstation sind Astronauten den potenziell schädlichen Auswirkungen der Mikrogravitation (dem Zustand der Schwerelosigkeit) in Kombination mit geringen Mengen an hochenergetischer solarer und kosmischer Strahlung ausgesetzt, die in die Raumstation eindringt. Studien haben gezeigt, dass hierdurch reaktive Sauerstoffspezies (ROS) entstehen können, die ihrerseits Netzhautzellen schädigen und Apoptose sowie Entzündungsreaktionen induzieren können. Frühere Studien haben gezeigt, dass Coenzym Q10 antiapoptotische Eigenschaften hat. Zudem prüfen italienische Forscher2 derzeit, ob die Supplementierung durch Coenzym Q10 die Netzhautschäden einschränken kann, die mit einem längeren Aufenthalt im All assoziiert sind.

Altersbedingter Q10-Verlust in der Retina

Mit steigendem Alter geht grundsätzlich eine Abnahme des Coenzyms Q10 in der Retina einher. Laut den Ergebnissen einer amerikanisch-chinesischen Studie3 zu den Coenzym-Q10-Konzentrationen in der menschlichen Retina ist im Alter eine Abnahme der Konzentration um ca. 40 % möglich. Dies, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, könne zwei Konsequenzen haben: Es kann zu einer Abnahme der antioxidativen Kapazität führen, wodurch die Retina anfälliger für oxidativ bedingte Schäden wird. Die zweite Konsequenz ist eine mögliche Herabsetzung der ATP-Synthese in den Netzhautzellen. Dadurch wird weniger Energie erzeugt als normalerweise für eine physiologische Netzhautfunktion notwendig wäre. Die Schlussfolgerung der Studie lautet, dass die altersbedingten Veränderungen in der Retina mit einem Fortschreiten der Makuladegeneration assoziiert sein können.

Weltweit sind Millionen Patienten von Netzhauterkrankungen betroffen, die zu Sehbehinderungen und eingeschränkter Lebensqualität führen – da eine Ernährungsintervention hier vielversprechende Ergebnisse liefern kann, ist sie eine wertvolle Therapieoption.

Björn Falck Madsen, Medizinjournalist

Quellen
1 The Use of Vitamins and Coenzyme Q10 for the Treatment of Vascular Occlusion Diseases Affecting the Retina
Nutrients 9. März 2020; 12(3): 723. doi: 10.3390/nu12030723.

2 The Coenzyme Q10 as an antiapoptotic countermeasure for retinal lesions onboard the International Space Station
https://www.frontiersin.org/10.3389%2Fconf.fphys.2018.26.00036/event_abstract

3 Coenzyme Q10 in the Human Retina
Investigative Ophthalmology & Visual Science, April 2009, Vol. 50, 1814–1818. doi: https://doi.org/10.1167/iovs.08-2656


 

Retinalen Gefäßerkrankungen

Augen – die Tür zur Seele und gleichzeitig das Tor in die Welt

Kaum ein gesunder Mensch kann sich vorstellen, sehr schlecht oder gar nicht sehen zu können – Diabetiker sind diesbezüglich stark gefährdet. Schäden an der Netzhaut gehören zu häufigen Folgen des Diabetes. Ein gut eingestellter Diabetes sowie die rechtzeitige Behandlung von Schäden an der Netzhaut verhindern bei manchen Betroffenen, dass sich das Sehen verschlechtert. Deshalb empfehlen die Experten regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Augen. Einer großen Erhebung zufolge hatte jeder vierte Mensch mit Typ-2-Diabetes elf Jahre nach der Diagnose Schäden an der Netzhaut. Auch etwa jeder vierte mit Typ-1-Diabetes ist im Verlauf der Krankheit davon betroffen.

Schäden an der Netzhaut (Retina)

Durch Diabetes und der damit oft verbundenen hohen Zuckerkonzentration im Blut kommt es auch zu Veränderungen der Netzhaut-Blutgefäße. Diese verschließen sich zunehmend und die Sehzellen werden unzureichend mit Blut versorgt. Wird dies nicht erkannt und behandelt, können Blutungen, Aussackungen der Kapillarwände, Ablagerungen und weitere Veränderungen der Blutgefäße die Folge sein.

Warnzeichen

Die Veränderungen im Auge verlaufen für die Betroffenen zunächst ohne Beschwerden. Erst bei fortgeschrittenen Schäden kann das Sehen spürbar beeinträchtigt sein. Warnzeichen können auf Schäden der Netzhaut hindeuten: plötzlich auftretende Veränderung des Sehvermögens; Verschlechterung des Sehvermögens, die durch Brillengläser nicht korrigiert werden kann; Leseschwierigkeiten bis zum Verlust der Lesefähigkeit; Störung des Farbsinns; verschwommenes Sehen; verzerrtes Sehen; „Rußregen“ vor dem Auge.

Quelle: www.patienten-information.de