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Die Kraft der Bitterstoffe in der Ernährung

Verdauungsfördernd, appetitregulierend, entzündungshemmend

Manche Menschen lieben sie, andere meiden sie und schütteln sich angewidert beim Verzehr: Gemüse, Obst sowie Kräuter und Gewürze mit Bitterstoffen spalten die Gemüter. Dabei können natürliche Pflanzenstoffe mit bitterem Geschmack für Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 vorteilhaft in der Ernährung sein. Unter anderem regen sie die Verdauung an, bremsen den Appetit und das Verlangen auf Süßes, unterstützen die Leberfunktion und hemmen Entzündungen.

Bitter = gesund?!

Viele Tiere meiden instinktiv bitter schmeckende Pflanzen und auch Menschen mögen sie zumindest im Kindesalter häufig noch gar nicht: Gerichte mit Gemüsesorten wie Spargel oder Rosenkohl sowie Salate mit Rucola, Radicchio oder Chicorèe können für schlechte Laune am Tisch sorgen. Die instinktive Abwehr ist ein Schutzmechanismus und liegt daran, dass „bitter“ zunächst als „giftig“ wahrgenommen wird: Mit ihren Bitterstoffen schützt sich die Pflanze vor Fressfeinden. Darüber hinaus haben Kinder einen deutlich höheren Geschmackssinn als Erwachsene: Im Kleinkindalter verfügen Menschen über etwa 10.000 Geschmacksknospen auf der Zunge. Im Laufe des Lebens reagieren diese unempfindlicher und ihre Anzahl sinkt.

Mut zum Bitterstoff – Gewöhnung macht den Geschmack attraktiver

Wer häufiger Nahrungsmittel mit Bitterstoffen verzehrt, gewöhnt sich an den herben Geschmack. Daher zählen unter anderem Kaffee und Bitterschokolade zu beliebten Genussmitteln. „Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 empfehlen wir eine pflanzenbasierte und insbesondere gemüsereiche Ernährung“, sagt Dr. Dipl. oec. troph. Astrid Tombek, Diabetesberaterin DDG. Sie leitet den Bereich Diabetes- und Ernährungsberatung am Diabetes Zentrum Mergentheim in Bad Mergentheim. Viele Gemüse-, Salat- und Kräutersorten liefern nicht nur wertvolle Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe, sondern auch vorteilhafte Bitterstoffe: „Sie fördern die Verdauung, verbessern die Produktion von Magensäure und Gallenflüssigkeit. Das erleichtert die Fettverdauung“, erklärt die Ökotrophologin. Gleichzeitig verringern sie das Hungergefühl beziehungsweise die Lust auf Süßes. „Das ist für Menschen mit Diabetes und Übergewicht vorteilhaft.“ Zudem hemmen sie Entzündungen und es gibt Hinweise darauf, dass Bitterstoffe möglicherweise auch auf den Blutzuckerspiegel wirken: Pflanzenstoffe aus der Bittergurke, einer in tropischen Ländern vorkommende Gemüsesorte, könnten möglicherweise bei Menschen mit Prädiabetes den Glukosespiegel senken, wie eine Studie ergab, an denen Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universität Gießen beteiligt waren.

Aus dem Kochtopf statt aus Kapseln

Die Extrakte einiger Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten, sind auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Dazu zählen zum Beispiel Kapseln mit Artischocken-Extrakt. diabetesDE-Expertin Astrid Tombek betont: „Wir empfehlen, die Bitterstoffe direkt aus möglichst frisch zubereiteten Gemüsegerichten und Salaten anstatt aus Kapseln, Tabletten oder Tropfen aufzunehmen. Das ist preislich günstiger, schmackhafter und aufgrund der weiteren enthaltenen gesunden Bestandteile besser.“ Außerdem könne es bei Nahrungsergänzungsmitteln zu Überdosierungen kommen, was beim Essen allein schon geschmacklich ausgeschlossen sei.

Im Herbst haben viele bittere Pflanzensorten Saison

Dazu zählen Kohlsorten wie Brokkoli, Rosenkohl oder Wirsing; auch Artischocken und Auberginen sind derzeit frisch erhältlich. Das gilt ebenso für Salatsorten wie Chicorée, Radicchio und Rucola oder Zitrusfrüchte wie die Grapefruit. Letztere kann allerdings die Wirkung von Medikamenten abschwächen oder umgekehrt sogar verstärken. „Wer zum Beispiel Cholesterinsenker oder Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen einnehmen muss, sollte mit seinem ärztlichen Behandlungsteam abklären, ob und welche Nahrungsmittel gegebenenfalls nicht auf dem Speiseplan stehen dürfen“, rät Astrid Tombek. Generelle Vorsicht für alle Menschen gilt vor bitter schmeckenden Zucchini, Gurken oder Kürbissen – hier sorgen unerwünschte giftige „Cucurbitacine“ genannte Pflanzenstoffe für den bitteren Geschmack.

Quelle. diabetesDE


 

Gesundheitsfolgen hochverarbeiteter Lebensmittel

Wenn der Fertigsnack den Stoffwechsel ruiniert

Wer sich mit dem Typ-2-Diabetes befasst, kommt am Thema Ernährung nicht vorbei – gilt doch eine zu reichhaltige und wenig ausgewogene Ernährung als einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung der Stoffwechselkrankheit. Dabei sind besonders hochverarbeitete Lebensmittel problematisch: Sie enthalten oft zu viel Zucker, Fett und Salz und sollten deshalb nur sehr zurückhaltend konsumiert werden. Warum sie sich trotzdem großer Beliebtheit erfreuen, welche Gesundheitsfolgen das hat und was auch von politischer Seite dagegen getan werden müsste?

Pizzas, Tütensuppen, Knabberkram, Softdrinks oder Süßigkeiten – Supermärkte in westlichen Industrienationen sind angefüllt mit Fast Food und Convenience-Produkten. Sie sind lange haltbar, mit geringem Aufwand zubereitet oder sogar direkt aus der Packung zu genießen, schmecken gleichbleibend gut und werden zudem noch intensiv beworben. „Rund die Hälfte der Kalorien, die in Deutschland konsumiert werden, stammen mittlerweile aus hochverarbeiteten Lebensmitteln“, sagt Professor Dr. oec. troph. Dr. med. Anja Bosy-Westphal, Prodekanin an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Tagungspräsidentin der DGEM. Der weit verbreitete Verzehr dieser Produkte habe dazu beigetragen, traditionelle Ernährungsweisen und Mahlzeitenstrukturen aufzuheben, so werde heute oft sehr unregelmäßig und zum Teil bis in die späten Abendstunden hinein gegessen.

Doch nicht nur das Fehlen eines festen Tagesrhythmus kann für die Gesundheit zum Problem werden. Vor allem die Zusammensetzung der schnellen Speisen bereitet dem Körper Probleme. „Viele hochverarbeitete Produkte enthalten sehr viel Zucker, Fett und Salz oder schnell verfügbare Kohlenhydrate“, sagt Bosy-Westphal. Diese sprächen das Belohnungssystem im Gehirn an und sorgten dafür, dass sich die Präferenz für süße und zugleich fetthaltige Nahrung immer weiter verfestige.

Eine weitere ungünstige Eigenschaft der meisten hochverarbeiteten Nahrungsmittel ist deren hohe Energiedichte. Die entsprechenden Produkte stehen also nicht nur sehr rasch und ohne küchentechnischen Aufwand zur Verfügung – der Konsument hat darüber hinaus auch mit wenigen Bissen bereits sehr viele Kalorien zu sich genommen. „Zu allem Überfluss haben die Produkte häufig eine Konsistenz, die nicht zum Kauen anregt“, ergänzt Bosy-Westphal. Daher würden sie automatisch schneller verzehrt. Bis sich das Sättigungsgefühl einstellen könne, sei das Kalorienkonto bereits deutlich überzogen.

Die Folgen der permanenten Verlockung sind deutlich zu erkennen: Über 50 Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben Übergewicht, jede/r fünfte hat sogar Adipositas. Auch bei Kindern und Jugendlichen sind die entsprechenden Werte mit rund zehn beziehungsweise sechs Prozent erschreckend hoch. Die biologischen Zusammenhänge, die der Verbindung zwischen dem Trend zum schnellen Snacken und dem Massenphänomen Übergewicht zugrunde liegen, werden dagegen erst langsam verstanden. „Der regelmäßige Verzehr hochverarbeiteter Nahrungsmittel führt mittelfristig zu Stoffwechselstörungen, etwa einer Unempfindlichkeit gegenüber den Hormonen Insulin und Leptin sowie zu chronischen Entzündungen“, fasst Ernährungsexpertin Bosy-Westphal den aktuellen Forschungsstand zusammen. Auch die biologische Kontrolle des Appetits werde beeinträchtigt. Mit diesen Veränderungen sei der Pfad in Richtung eines Typ-2-Diabetes bereits eingeschlagen, und es falle vielen Betroffenen schwer, ihn aus eigener Kraft wiederzu verlassen.

DDG und DGEM wünschen sich daher einen verstärkten gesellschaftlichen Diskurs zumThema Ernährung, mit dem Ziel einer noch breiteren Aufklärung. Weil das Wissen über eine gesunde Ernährung allein jedoch offensichtlich nicht ausreiche, müsse auch die Diskussion über eine verbesserte Verhältnisprävention neu geführt werden, so die Fachgesellschaften. Diese greift bei den Rahmenbedingungen an, die das Konsumentenverhalten beeinflussen – und wäre ein wichtiges Instrument, um etwa den Griff zu gesundem Essen zu erleichtern. „Die Politik hat hier mehrere Hebel zur Verfügung, die sie bislang nur unzureichend nutzt“, betont Bosy-Westphal. Diese reichten von einer verbraucherfreundlichen Lebensmittel-Kennzeichnung über Werbebeschränkungen für ungesunde Produkte, gerade im Hinblick auf vulnerable Zielgruppen, bis hin zu einer höheren Besteuerung zum Beispiel von zuckerhaltigen Softdrinks und einer steuerlichen Begünstigung von Obst und Gemüse.

Quelle: DDG


 

Der Tag des deutschen Butterbrotes am 29. September

Ballaststoffreiche Vollkorn-Brotsorten gesund belegen, auch bei Diabetes

Stulle, Schnitte, Bütterken oder Bemme, schon die Vielfalt regionaler Bezeichnungen zeigt, dass Brot in Deutschland zu den beliebtesten Grundnahrungsmitteln zählt. Ob herzhaft oder süß, ein Butterbrot ist eine schnelle schmackhaft zubereitete Mahlzeit. Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 können grundsätzlich alles verzehren. Sie sollten jedoch auf den Kohlenhydratanteil ihrer Nahrung sowie bei Übergewicht auch auf ihre Kalorienzufuhr achten. Je nach Brotsorte und Belag kann ein Butterbrot entweder ein ballaststoffreicher und lange sättigender gesunder Snack oder aber eine nährstoffarme Kalorienbombe sein. Anlässlich des „Tags des Deutschen Butterbrotes“ am 29. September geben die gemeinnützige Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und ihr Kooperationspartner Mestemacher Menschen mit und ohne Diabetes Tipps und Informationen sowie Rezeptanregungen zum Brotverzehr. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) wurden 2018 hierzulande rund 1.681.000 Tonnen Brot in privaten Haushalten konsumiert. Ob zum Frühstück, als Pausenmahlzeit, zum Mittag- oder Abendessen, zu Hause oder unterwegs: Ein belegtes Brot geht immer. „In nährstoff- und ballaststoffreicher sowie kalorienarmer Form ist dagegen auch nichts einzuwenden. Denn etwa 95 Prozent der etwa 11 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland haben einen Typ-2-Diabetes, der unter anderem durch hyperkalorische Ernährung und Übergewicht entstehen kann“, erklärt Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. So sind zum Beispiel Brotsorten aus Weißmehl mit fett- und zuckerreichen Belägen wie Butter und Marmelade „leere“ Kalorienbomben, die kaum Energie liefern und schnell wieder hungrig machen.

„Für Menschen mit Übergewicht oder einem bereits bestehendem Typ-2-Diabetes empfehlen wir daher vollwertiges, vollkörniges Brot sowie magere Aufstriche und Beläge. Weißbrot und jedes süße Brot und sonstige Backwaren sollten hingegen eine Ausnahme sein“, sagt Dr. Astrid Tombek, Diabetesberaterin und Ökotrophologin.

„Unser Kooperationspartner Mestemacher ist Vorreiter unter den Brotherstellern: Er hat 2020 auf freiwilliger Basis den Nutri-Score eingeführt, der den Verbraucherinnen und Verbrauchern die jeweilige Nährstoffbilanz des Produktes aufzeigt. Ein Großteil des Mestemacher Sortiments besteht aus Roggenvollkornbroten mit hohem Ballaststoffanteil. Die beliebten Mestemacher UNSER PURES Brote ohne Mehl und Hefe sind reich an hochwertigen Saaten und sind für Menschen mit und ohne Diabetes daher besonders empfehlenswert“, sagt Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Quelle: diabetesDE


 

Ernährungstherapie

Vereinfachte Empfehlung dank aktualisierter „Ärztlicher Notwendigkeitsbescheinigung“

Ernährungstherapie kann bei vielen ernährungsbedingten Erkrankungen und bei Krankheiten, die diätetische Maßnahmen erfordern, die ärztliche Therapie hilfreich ergänzen. Mithilfe der „Ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung“ kann Ernährungstherapie von Ärztinnen und Ärzten aller Fachrichtungen empfohlen werden. Mit dieser haben Patienten und Patientinnen die Möglichkeit, eine (anteilige) Kostenerstattung der ernährungstherapeutischen Leistung bei ihrer Krankenkasse zu beantragen. Das Formular wurde jetzt aktualisiert und ist ab sofort verfügbar.

Die Ernährungstherapie wird von fast allen gesetzlichen Krankenkassen als „Kann-Leistung“ bezuschusst, wenn Patientinnen und Patienten eine entsprechende ärztliche Bescheinigung über die medizinische Notwendigkeit der Ernährungstherapie vorlegen. Ärzten und Ärztinnen steht die so genannte „Ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung“ jetzt in aktualisierter und überarbeiteter Version zur Verfügung. Die Bescheinigung kann als beschreibbares PDF-Dokument digital oder auch handschriftlich ausgestellt werden. Mit dem ausgefüllten Dokument haben Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, eine qualifizierte Ernährungsfachkraft aufzusuchen und im Vorfeld die (Teil-)Finanzierung durch ihre Krankenkasse zu beantragen. Das Ausstellen der „Ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung“ belastet nicht das Heilmittelbudget. Zu den qualifizierten Ernährungsfachkräften zählen zertifizierte Diätassistentinnen und Diätassistenten, Oecotrophologen und Oecotrophologinnen oder Ernährungswissenschaftlerinnen und Ernährungswissenschaftler. Sie sind in der jeweiligen Experten- bzw. Fachkräfte-Suche der in der Bescheinigung angegebenen zertifizierenden Verbände und Fachgesellschaften zu finden.

Die „Ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung“ dient der Optimierung der interprofessionellen Zusammenarbeit. Die ergänzende Beratung durch qualifizierte Ernährungsfachkräfte setzt eine eng abgestimmte Kommunikation zwischen Ärzten und Ärztinnen sowie Ernährungsfachkräften voraus. Das Ausstellen der Notwendigkeitsbescheinigung gewährleistet dabei den Einstieg in eine optimale Versorgung und Betreuung von Patientinnen und Patienten. Zahlreiche Indikationsbeispiele erleichtern die Angabe der Diagnose und des Beratungsauftrags. Auch können Patienten und Patientinnen gleichzeitig mit der Notwendigkeitsbescheinigung Laborbefunde, Befundberichte und der Medikationsplan ausgehändigt werden. So können Beratungs- und Behandlungsverläufe aufeinander abgestimmt werden.
Die Bescheinigung ist bundesweit einheitlich und anbieterneutral. An der Erstellung bzw. Überarbeitung waren die maßgeblichen Berufs- und Fachverbände der Ernährungstherapie (VDD, VDOE, VFED, QUETHEB), die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) sowie die Arbeitsgemeinschaft Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie (AG EMET: BDEM, DAEM, DGEM, VDD, VDOE) beteiligt.

Nähere Informationen zu den Möglichkeiten der Ernährungsberatung und -therapie können der KBV-Servicebroschüre „PraxisWissen Ernährung“ entnommen werden: https://www.kbv.de/media/sp/PraxisWissen_Ernaehrung.pdf

Die „Ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung für die Ernährungstherapie“ steht auf den Websites der beteiligten Berufsverbände und Fachgesellschaften zum kostenfreien Download und zur Verlinkung bereit: https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/23-09-01%20_Aerztliche%20Notwendigkeitsbescheinigung_beschreibbar.pdf

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM)


 

Starkes Immunsystem – Fit durch den Herbst

Besonders im Herbst und im Winter leiden viele unter diversen Infekten.

Neben häufigem Händewaschen, dem Warmhalten der Füße und Feuchthalten der Schleimhäute durch ausreichend Flüssigkeitszufuhr und ggf. Zimmerbrunnen, sind bestimmte Kneipp-Anwendungen zur Stärkung des Immunsystems hilfreich und zwar vermutlich auf Grund ihrer durchblutungssteigernden Eigenschaften.

Studien legen nahe, dass auch die Darmflora eine wichtige Rolle bei der körpereigenen Abwehr spielt. In vielen Lebensmitteln, wie z. B. Haferflocken, Artischocken, Bananen oder Zwiebeln sind bestimmte, nicht verdaubare Kohlenhydrate (Ballaststoffe) enthalten, die zu den sog. Präbiotika gehören. Diese wasserlöslichen Ballaststoffe dienen zur Ernährung der gesundheitsfördernden Milchsäurebakterien (Probiotika).

Antibiotika dagegen fördern nicht nur die Resistenzentwicklung, sondern wirken sich zusätzlich negativ auf die Darmflora aus. Sie eignen sich zudem nur für bakterielle Erkrankungen. Erkältungen, die Grippe und COVID-19 werden jedoch durch Viren ausgelöst.

Die Corona-Pandemie zeigte, dass ältere Menschen anfälliger für Infektionen sind. Infektionskrankheiten verlaufen bei ihnen zudem schwerer als bei Jugendlichen, und sie benötigen wesentlich mehr Zeit, bis sie wieder genesen sind. Denn die Leistungsfähigkeit der Immunabwehr reduziert sich ungefähr ab dem 60. Lebensjahr stetig (1).

Die Ernährung im Alter, insbesondere in Heimen, ist häufig arm an Vitalstoffen. Gründe können u. a. Probleme mit den Zähnen sein.

Bei anderen Personengruppen wie z. B. Berufstätigen, kann chronischer Stress das Immunsystem beeinträchtigen und Entzündungen fördern. Man sollte auf jeden Fall für einen entsprechenden Ausgleich bzw. für dringend notwendige Entspannungsphasen sorgen und in der Freizeit, Dinge tun, die einem Spaß machen.
Regelmäßige Meditationen (besonders die Achtsamkeitsmeditation) sollen übrigens nicht nur den Geist, sondern auch das Abwehrsystem des Körpers stärken.

Die Basis für eine gute körpereigene Abwehr sollte immer ein gesunder Lebensstil bilden, d. h. eine vitalstoffreiche Ernährung wie die traditionelle Mittelmeerkost, tägliche Bewegung in der Natur (v. a. zwecks Vitamin D-Bildung), ausreichend Schlaf, ein gutes Stressmanagement sowie der Verzicht auf Zigaretten und möglichst auch auf Alkohol. Unterstützend kann, besonders bei Defiziten, zusätzlich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie z. B. Selen + Zink  hilfreich sein. Denn die darin enthaltenen Mikronährstoffe Selen, Zink und die Vitamine A, B6 und C tragen zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei. Selen, Zink und die Vitamine C und E tragen ferner dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Vitamin A trägt zudem zur Erhaltung normaler Schleimhäute bei.

Zink

Forscher der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen um Prof. Dr. Lothar Rink haben im Jahr 2021 diverse Arbeiten zu Zink veröffentlicht. Die Häufigkeit eines Zinkmangels ist bei älteren Menschen hoch, was zu einer erhöhten Infektanfälligkeit, reduzierten Anti-Tumor-Immunität und einer abgeschwächten Immunantwort auf Impfungen beiträgt. Ein Zinkdefizit fördert zudem das Gedeihen bestimmter krankmachender Mikroorganismen in der Darmflora. Eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement kann dem entgegenwirken. Unter Berücksichtigung der COVID-19-Pandemie gibt es eine Wechselbeziehung zwischen dem Alter, dem Zinkstatus und Atemwegsinfektionen (2).

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann zu einer Lungenentzündung führen. Die Einnahme von Zink soll das Sterblichkeitsrisiko bei COVID-19-Patienten mit einer schweren Lungenentzündung signifikant reduzieren, so eine aktuelle Meta-Analyse aus 5 Studien mit insgesamt 1.506 Teilnehmern (3).

Selen

Ein Selen-Mangel ist mit der Pathogenität einiger Viren verbunden, also der Fähigkeit Krankheiten auszulösen (4).
Ein Selen-Defizit kann sowohl Infektionen als auch Autoimmunerkrankungen begünstigen.

Denn in einer Übersichtsarbeit stellten Forscher fest, dass es 25 Selenoproteine gibt, die unter anderem die Funktion von Immunzellen regulieren. Ein optimaler Selenstatus verstärkt die Immunantwort nach Impfungen, sorgt bei Infekten für weniger starke Entzündungsreaktionen und beeinflusst die Vermehrung von T-Zellen positiv, die eine wichtige Rolle für das körpereigene Abwehrsystem spielen. Virale Infektionen erhöhen zudem den oxidativen Stress (5). Selen trägt, wie bereits erwähnt, dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.

Heike Lück-Knobloch
(www.lueck-knobloch.de)

Literatur:
(1) https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/ein-potenzieller-jungbrunnen-fuer-das-immunsystem/abgerufen am 07.07.22.
(2) Baarz BR, Rink L: Rebalancing the unbalanced aged immune system – a special focus on zinc. Ageing Res Rev. 2021 Dec 13;101541.
(3) Tabatabaeizadeh S-A: Zinc supplementation and COVID-19 mortality: A meta-analysis. Eur J Med Res. 2022 May 23;27(1):70.
(4) Guillin OM, Vindry C, Ohlmann T et al. Selenium, selenoproteins and viral infection. Nutrients. 2019 Sep 4;11(9):2101.
(5) Schmiedel, Volker: Wie wir das Immunsystem gezielt stärken können. Uro-News. 2021; 25(9): 44–47. Published online 2021 Sep 10.


 

Blutzuckerverwertung und der therapeutische Nutzen von Chrom

Im Gegensatz zur meist autoimmunologisch bedingten Insulinmangelerkrankung des Typ I Diabetes mellitus ist der Diabetes mellitus Typ II über lange Strecken ein durch Hyperinsulinämie, Insulinresistenz und Insulin-Sekretionsstörung geprägtes Krankheitsbild. Diese alimentär bedingte Störung der Blutzuckerverwertung führt erst spät im Verlauf der Erkrankung zu einer Sekretionserschöpfung der Insulin-bildenden Betazellen des Pankreas mit dann resultierendem Insulinmangel.

Gestörte Blutzuckerverwertung oder auch metabolisches Syndrom

Der Manifestation eines Typ II Diabetes mellitus mit erhöhtem postprandialem und Nüchtern-Blutzucker geht in aller Regel eine jahrzehntelange Phase des unerkannten metabolischen Syndroms voraus mit folgenden Symptomen und Befunden:
Hyperinsulinämie
Insulinresistenz und dadurch bedingte vaskulär-endotheliale Schädigung
arterieller Hypertonus
Dyslipidämie
Insulinresistenz
gestörte Glukosetoleranz
Über 80 Prozent der insulinresistenten Personen mit metabolischem Syndrom entwickeln später auch eine Blutzuckerentgleisung. Erst dann gilt – nach leider immer noch gängiger Praxis – ein langjährig metabolisch Geschädigter als Diabetiker und damit als therapiebedürftig. Die Unsinnigkeit dieses Konzeptes und die geringe Erfolgsrate der dann eingeleiteten, oft sogar kontraproduktiven Maßnahmen (rascher Griff zu Medikamenten statt konsequenter Ernährungsumstellung und Aktivierung zu Bewegung und muskulärer Aktivität, medikamentöse Hyperinsulinierung statt medikamentöser Senkung der Insulinresistenz, ungenügende Therapie von arterieller Hypertonie und Dyslipidämie) sind heute zwar prinzipiell erkannt, werden in der täglichen Praxis aber vielfach nicht umgesetzt und durch unsinnige, lediglich auf Kostenminimierung abzielende Therapie Pauschalisierungen erschwert. Mittlerweile verschiebt sich das Auftreten des Typ II Diabetes aufgrund metabolischen Syndroms immer mehr nach vorne, daher werden die Betroffenen immer jünger. 2019 schlugen deswegen die deutschen Kinder und Jugendärzte Alarm, denn immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig und somit prädestiniert für das Auftreten eines Typ II Diabetes.

Die Bedeutung von Chrom zur Behandlung der gestörten Blutzuckerverwertung

Chrom kommt in der Natur in den Wertigkeiten Cr0 bis Cr+6 vor. Verbindungen der Oxidationsstufen unterhalb von +3 wirken reduzierend, Chromverbindungen oberhalb von +3 oxidierend.
Sechswertige Chromverbindungen sind toxisch, krebserregend und DNA-schädigend und in der Natur selten. Lebensmittel enthalten kein sechswertiges Chrom und es entsteht auch praktisch nicht in biologischen Systemen.

Chrom im menschlichen Organismus

Steuerung des Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen
Erhöhung der Glukosetoleranz: Es sensibilisiert die Muskelzelle für Insulin, so dass verstärkt Kohlenhydrate in Form von Glykogen eingelagert werden. Ohne Glukosetoleranzfaktor wird erheblich mehr Insulin benötigt. Bei Patienten mit Diabetes mellitus wurden niedrige Chromspiegel nachgewiesen.

Bestandteil des Glukosetoleranzfaktor (GTF)

An einem Chromatom sind zwei Moleküle Nikotinsäure (Vitamin B3) mit Glutathion (einem Molekül Glycin, Cystein und Glutaminsäure) gebunden (1). Vermutet wird, dass auch Aspartat (Asparaginsäure) ein weiterer Bestandteil des GTF ist. In einer Untersuchung an verschiedenen Geweben, bei der ein chrombindendes Oligopeptid isoliert wurde, welches von John B. Vincent als Chromodulin bezeichnet wurde. Es besteht aus Glycin, Cystein, Glutamat und Aspartat (2).
Steuerung der Bindung von Insulin an Rezeptor: Chrom unterstützt die Insulinwirkung und sensibilisiert die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, dadurch wird die Bereitstellung von Insulin gefördert. Die Insulinbindung und Aktivierung des Insulinrezeptors erfordert Chrom in einer niedermolekularen chrombindenden Substanz (Chromodulin oder Glukosetoleranzfaktor). Chromodulin bindet ebenfalls an den Insulinrezeptor und aktiviert die Tyrosinkinase-Aktivität des Insulinrezeptors (3). GTF steuert die Bindung von Insulin (glukosesenkendes Peptidhormon) an den insulinspezifischen Rezeptor. Außerdem hemmt die Phospho-Tyrosinphosphatase, so dass sich die Insulinempfindlichkeit des Insulinrezeptors erhöht. Dies führt zu einer Potenzierung der Insulinwirkung an den Zielzellen, einer erhöhten Aufnahme von Glucose und Aminosäuren in Leber-,
Muskel- und Fettzellen, sowie zu einer Senkung der zirkulierenden Menge an Glucose, Insulin und Glukagon (Glucose erhöhendes Peptidhormon) im Serum nach Kohlenhydratzufuhr. Ein weiterer Effekt ist die Stimulierung der intrazellulären Glukogen-, Protein- und Triglyceridsynthese (4). Experimente weisen auf eine Erhöhung der Rezeptorzahl, Insulininternalisierung (Rückzug der Insulinrezeptoren in das Zellinnere) und Betazell-Sensitivität durch Chrom bei Diabetes mellitus hin (5).

Synthese von Eiweiß

Es fördert die Eiweiß-Bildung im Gewebe und sorgt für die Funktion des Aminosäurestoffwechsels. Chrom ist Bestandteil des Verdauungsenzyms Trypsin, welches Eiweiß im Dünndarm in Aminosäuren zerlegt. Auch die Synthese von Proteinen beim Fötus wird durch Chrom gefördert, daher steigt der Bedarf in der Schwangerschaft an.

Aufnahme von Aminosäuren in Muskulatur

Chrom verbessert die Aufnahmefähigkeit der Muskelzellen für freie Aminosäuren. Dadurch hat es eine direkte anabole (muskelaufbauend) Wirkung und behindert gleichzeitig die Speicherung von Fetten.
Chromodulin
Bisher wurde angenommen, dass die aktivste Form von Chrom ein Bestandteil eines Komplexes ist, dem Glukosetoleranzfaktors. Diese soll aus drei Aminosäuren und einem B-Vitamin bestehen. Allerdings konnte dieser Komplex nie hundertprozentig wissenschaftlich nachgewiesen werden. Aktuelle Studien deuten auf die Existenz eines einzigartigen chrombindenden Moleküls hin, das dem GTF sehr ähnlich ist. Wenn von Chromodulin die Rede ist, dann beziehen sich die Wissenschaftler auf die gleichen Eigenschaften beider Chromkomplexe. Das Chromodulin ist ein Komplex, der den Körper bei der Resorption und Nutzung von Chrom unterstützt. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Bestandteil in verschiedenen Nahrungsmitteln, aber Hefezellen sind die beste Chromodulin-Quelle (6).

Tab. 1 Glukosetoleranzfaktor und Chromodulin im Vergleich

Glukosetoleranzfaktor (GTF) Chromodulin
Niacin-Moleküle (Vitamin B3) Aspartat
Glycin Glycin
Cystein Cystein
Glutaminsäure Glutaminsäure
Ein Chrom-Ion
(Cr III) Vier Chrom-Ionen
(Cr III)

Funktionsphasen von Chrom und Chromodulin für den Glukose-Stoffwechsel an der Zelle (7)

1. Phase: Die Glukosemoleküle und das Insulin liegen außerhalb der Zelle. Der Glukosekanal der Zelle ist geschlossen. Das Chrom aus der Nahrung oder aus Nahrungsergänzungsmitteln wird absorbiert und befindet sich ebenfalls außerhalb der Zelle. In der Zelle befindet sich eine Vorstufe von Chromodulin, genannt Apo-Chromodulin.
2. Phase: Das Insulin hat sich nun an den Insulinrezeptoren der Zelle angelagert und wird aktiviert, dadurch kann das dreiwertige Chrom in die Zelle gelangen. Der Glukosekanal ist nur teilweise offen, so dass nur einzelne Glukosemoleküle in die Zelle übergehen.
3. Phase: In der Zelle binden sich vier Chrom-Ionen an das Apo-Chromodulin, sodass Chromodulin entsteht.
4. Phase: Das Chromodulin lagert sich an dem in der Zelle liegenden Teil der Insulinrezeptoren an. Dadurch wird die Resorption von Glukose durch den Kanal erleichtert. Gleichzeitig wird das Enzym Tyrosinkinase, das sich ebenfalls im inneren Teil des Insulinrezeptors befindet, stimuliert. Dies steigert die Glukoseaufnahme der Zelle um ein Vielfaches. Nun befinden sich mehr Glukosemoleküle in der Zelle, die nun optimal mit Glukose versorgt ist und der Blutzuckerspiegel sinkt.

Metaanalyse an Patienten in der Praxis

Mittlerweile wurden 60 Patienten (38 männlich, 22 weiblich Altersmedian 54 Jahre) ausgewertet. Alle hatten einen nicht insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ II. Immer wenn die Einstellung mit oralen Antidiabetika nicht ausreichte wurde den Pateinten/-innen Chrom als Supplement vorgeschlagen. Das Supplement sollte organisch sein (z. B. Bio Active Chrom ChromoPrecise 100 µg), denn nur diese Supplemente werden bis zu 20 Prozent resorbiert und können auf Zusatzstoffe wie Picolinsäure verzichten. Bei allen Patienten/-innen sank der BZ im Schnitt um 10 bis 15 Prozent und der Hba1C um 8 bis 12 Prozent. Bei regelmäßiger Langfrist Einnahme scheint die BZ Senkung noch höher zu sein. Dieses Ergebnis ist signifikant und gerade im Frühstadium eines Typ II Diabetes kann die Gabe von Chrom zusammen mit Verhaltensänderungen den BZ auch ohne Medikamente wieder normalisieren. Chrom ist auch bei jeder anderen Diabetes Form als komplementäre Therapie sinnvoll.

Zusammenfassung

Organisches Chrom sollte bei Patienten/-innen mit Diabetes mellitus als fester Bestandteil der Therapie etabliert sein. Die Blutzuckersenkung tritt in der Regel bei allen Betroffenen ein. Natürlich ersetzt das in der Regel nicht die schulmedizinische Therapie aber eventuell wird das Ergebnis verbessert oder Medikamente können eingespart werden.
Dr. med. Edmund Schmidt und Nathalie Schmidt (www.ensign-ohg.de)
Literatur:
(1) Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 29-31, 124-132. Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002. Biesalski HK, Fürst P, Kasper H, Kluthe R, Pölert W et al.: Ernährungsmedizin. 175-176. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999. Elmadfa, Leitzmann: Ernährung des Menschen. 279-281. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart; 2004; 4., korrigierte und aktualisierte Auflage
(2) Vincent JB: The biochemistry of chromium. J Nutr. 2000 Apr;130(4):715-8. Vincent JB: Quest for the molecular mechanism of chromium action and its relationship to diabetes. Nutr Rev. 2000 Mar;58(3 Pt 1):67-72.
(3) Biesalski HK, Köhrle J, Schümann K: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 29-31, 124-132. Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002. Vincent JB: The biochemistry of chromium. J Nutr. 2000 Apr;130(4):715-8. Vincent JB: Quest for the molecular mechanism of chromium action and its relationship to diabetes. Nutr Rev. 2000 Mar;58(3 Pt 1):67-72.
(4) Biesalski HK, Fürst P, Kasper H, Kluthe R, Pölert W et al.: Ernährungsmedizin. 175-176. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
(5) MMP 37. Jahrgang 8/2014
(6) https://www.healthandscience.eu/index.php
(7) American Journal of Health-System Pharmacy und John B. Vincent heraus gegebene Monografie „The Biochemistry of Chromium“

Schaufensterkrankheit und chronische Wunden

Holistische Verfahren zur Behandlung von Gefäßerkrankungen individuell prüfen

Die komplexe Natur vaskulärer Erkrankungen erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise, die zudem die verschiedenen Versorgungsstrukturen miteinander verknüpft. Professor Dr. med. Jörg Heckenkamp, Präsident der DGG und Kongresspräsident 2023, rechnet mit maßgeblichen Veränderungen in Medizin und Forschung durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sich wandelnde sozio-ökonomische Rahmenbedingungen wie den Fachkräftemangel, aber auch durch die digitale Transformation. „Wir erleben, dass Robotik, Künstliche Intelligenz und virtuelle Realität im Gesundheitswesen immer mehr Einzug halten. Das Thema Patient*innensicherheit bleibt dabei aber im Fokus“, sagt Heckenkamp.

Chronischen Wunden liegt häufig Gefäßerkrankung zugrunde

Patient*innensicherheit und die Frage des jeweiligen Nutzens stehen auch bei Empfehlungen zu neuen Behandlungsformen von chronischen Wunden im Mittelpunkt. Jährlich befinden sich in Deutschland über eine Million Menschen mit dieser Erkrankung in Behandlung. Volkskrankheiten wie der Diabetes mellitus oder Adipositas begünstigen die Entstehung einer chronischen Wunde, besonders häufig sind daher ältere Menschen betroffen. „In mehr als zwei Dritteln der Fälle liegt einer chronischen Wunde jedoch eine Erkrankung des venösen, arteriellen oder lymphatischen Gefäßsystems zugrunde, das wird häufig unterschätzt. Den Gefäßmediziner*innen kommt hier also eine entscheidende Rolle in der Behandlung zu“, sagt Dr. med. Thomas Karl, Direktor des Zentrums für Gefäß- und Endovascularchirurgie der SLK Kliniken Heilbronn.

Häufig werde die ursächliche Erkrankung bei einer chronischen Wunde jedoch nicht erkannt, was das Leiden der Patient*innen verlängere. Wesentlich sei die Therapie der Grunderkrankungen, wie eine Revaskularisation bei der Schaufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)), eine Kompression bei dem Ulcus cruris venosum (UCV) oder eine Druckentlastung beim diabetischen Fußsyndrom. Die Wirksamkeit dieser Therapien beruht auf ausreichender wissenschaftlicher Evidenz, im Gegensatz zu Methoden der Lokaltherapie wie Fischhaut, Kaltplasma, Wachstumsfaktoren oder Hämoglobinspray. „Diese Methoden werden häufig eingesetzt, um die Wundheilung zu unterstützen“, so Dr. Karl. „Die Wirksamkeit hinsichtlich einer beschleunigten Wundheilung ist bei den meisten jedoch nicht bewiesen.“

Weiter und länger laufen mit Gehtraining

„Gute Evidenz gibt es hingegen bei schonenden, holistischen Therapieverfahren der Schaufensterkrankheit, wie dem Gehtraining“, erklärt Privatdozentin Dr. med. Barbara Rantner, Leitende Oberärztin der Abteilung für Gefäßchirurgie des LMU Klinikums. Mit weltweit etwa 200 Millionen Betroffenen handelt es sich dabei um eine der weitverbreitetsten Erkrankungen der Arterien. Sie verläuft in verschiedenen Stadien und wird meist im Stadium belastungsabhängiger Schmerzen in der Beinmuskulatur diagnostiziert, in der sie sich durch wiederkehrende krampfartige Schmerzen äußert. Die Therapie erfolgt medikamentös durch eine leitliniengerechte Einstellung des Bluthochdrucks und der erhöhten Blutfette (best medical treatment, BMT).

„Für den Erfolg der medikamentösen Behandlung entscheidend sind auch Änderungen in der Lebensstilführung“, betont die Oberärztin. „Für Betroffene empfiehlt sich eine Nikotinentwöhnung sowie ein angeleitetes Gehtraining.“ Dass das Training die Mobilität der Patient*innen verbessert, sei durch groß angelegte Studien belegt. Patient*innen könnten so länger und weiter laufen, ohne dass Schmerzen auftreten. Lässt sich die Mobilität der Erkrankten durch das Gehtraining nicht verbessern, stünden noch invasive Verfahren wie eine Katheter-gestützte Gefäßdehnung oder offen-chirurgische Methoden zur Verfügung.

Quelle: Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e. V. (DGG)


 

Schneller die passende Diabetes-Einrichtung finden

DDG optimiert Zertifizierung durch klare Namensgebung und vergibt erstmals Zertifikat-Awards

25 Kliniken und ambulante Behandlungszentren sind derzeit von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert. Sie bieten Menschen mit Diabetes eine hochwertige und evidenzbasierte Versorgung durch qualifizierte Diabetesbehandlungsteams. Eine umfangreiche Analyse zur Verständlichkeit und Außenwirkung ergab, dass die Unterschiede zwischen den Zertifikatsnamen nicht ausreicheichend deutlich wurden und zu wenig Rückschluss auf den Versorgungsschwerpunkt gaben. Um Patientinnen und Patienten die Suche nach einer geeigneten Einrichtung zu erleichtern sowie Kliniken und Zentren für ihre Leistungen durch eine deutlichere Abgrenzung untereinander mehr zu würdigen, benennt die DDG ihre Zertifikate zum 1. Juli 2023 um. Ab diesem Zeitpunkt erhalten neu zertifizierte Einrichtungen die neuen Urkunden und bereits zertifizierte Institutionen können ihre bestehenden Zertifikate durch neue Urkunden ersetzen. Zudem gibt die DDG erstmals Zertifikat-Awards aus.

Diabetes ist die Volkskrankheit Nr. 1 in Deutschland und betrifft aktuell etwa 8,7 Millionen Menschen. Sie profitieren von einer fachübergreifenden Behandlung in spezialisierten Zentren, Kliniken oder Praxen, denn das Krankheitsbild selbst und das Zusammenspiel mit Folge- und Nebenerkrankungen ist hochgradig komplex. Seit 2005 zertifiziert die DDG diejenigen Einrichtungen, die die hohen Anforderungen für eine optimale Behandlung und Versorgung von Menschen mit Diabetes erfüllen. Das Qualitätssiegel soll Betroffenen damit als Wegweiser auf der Suche nach geeigneten Behandlungseinrichtungen dienen.

Neue Wort-Bild-Marke bringt mehr Transparenz

Ab 1. Juli 2023 werden die bisherigen Zertifikate umbenannt. Die neue Benamung soll die Verständlichkeit für Patientinnen und Patienten fördern und die zertifizierten Einrichtungen weiter voneinander abgrenzen. So können sich Klinken, die Grundstandards zur Diabetesversorgung vorhalten, ab sofort als „Klinik mit Diabetes im Blick DDG“ zertifizieren lassen. Einrichtungen, die Strukturen und Prozesse für eine hervorragende Diabetesversorgung gewährleisten, können sich „Diabeteszentrum DDG“ nennen und die höchste Zertifizierungsstufe erhalten Zentren, die ein Qualitätsmanagement für höchste Ansprüche an die Diabetesversorgung bieten. Diese dürfen sich dann als „Diabetes Exzellenz-Zentrum DDG“ bezeichnen.

„Die Umbenennung der DDG Zertifikate und die damit verbundene neue prägnante, leicht verständliche Wort-Bild-Marke wird den Einrichtungen gerechter, indem sie deren hohen Aufwand für eine Zertifizierung besser würdigt. Gleichzeitig schaffen wir mehr Transparenz in der komplexen Versorgungslandschaft und erleichtern damit Menschen mit Diabetes die Suche nach für sie geeigneten Einrichtungen“, erklärt Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Vorsitzender des DDG Ausschusses Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW). Die bisherigen Zertifizierungen erhalten ihre Gültigkeit und an den Anerkennungskriterien ändert sich nichts.

DDG gibt erstmals Zertifikat-Awards aus

Neben den bisherigen Urkunden gibt die DDG ab sofort auch Zertifikat-Awards in 3D aus. Diese können sich die Einrichtungen beispielsweise im Empfangsbereich aufstellen, um zusätzlich auf ihre besonderen Leistungen aufmerksam zu machen. „Wir haben diese Awards ins Leben gerufen, um die Einrichtungen in ihrem professionellen Außenauftritt und der Kommunikation ihrer Leistungen zu unterstützen“, so Dr. Rebekka Epsch, Leiterin des Teams „Wissenschaft, Versorgung & Zertifizierung“ in der DDG Geschäftsstelle. „Sie visualisieren und honorieren die Leistung des gesamten Diabetesteams und sind täglich sichtbar – für das Team selbst, aber auch für dessen Patientinnen und Patienten.“

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft


 

DDG bietet neues Zertifikat für Diabetes-Einrichtungen an

Bessere psychologische Versorgung von Menschen mit Diabetes

In nationalen und internationalen Leitlinien sowie Disease Management Programmen (DMP) wird sowohl die somatische als auch die psychologische Betreuung von Menschen mit Diabetes gleichermaßen gefordert. Doch die Versorgungsrealität zeigt: Die psychologische Therapie ist weiterhin unterfinanziert und wird meist nur als optionales „Add-on“ verstanden. Um die Unterstützung von Menschen mit Diabetes mit psychischen Problemen zu verbessern, hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) das neue Zertifizierungsmodul „Diabetes und Psyche“ eingeführt. Das Modul richtet sich an ambulante und stationäre Diabeteseinrichtungen, die eine besondere Expertise in der Behandlung von diabetes-assoziierten psychischen Problemen oder diabetes-bezogenen Belastungen nachweisen können. Das Angebot soll die Transparenz für Patientinnen und Patienten sowie Zuweiser erhöhen und die Qualität der Diabetestherapie in allen Sektoren steigern.

Chronische Erkrankungen wie ein Diabetes mellitus sind häufig mit hohen psychischen Belastungen verbunden. So weist etwa jeder dritte Mensch mit Diabetes erhöhte diabetes-bezogene Belastungen und jeder Achte eine komorbide Depression auf. Aber auch Angst- und Essstörungen sowie Abhängigkeitserkrankungen und Motivationsprobleme sind bei Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 weit verbreitet. „Werden diese nicht frühzeitig fachgerecht identifiziert und behandelt, kann es zu einer Chronifizierung und schlimmstenfalls lange andauernder Arbeitsunfähigkeit führen. Das hat neben dem persönlichen Leid auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem zur Folge“, führt Prof. Dr. Bernhard Kulzer, Mitglied des Ausschusses Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW) der DDG und Vorsitzender der AG Diabetes und Psychologie aus.

Frühzeitige Unterstützung, Intervention und Beratung können Menschen mit Diabetes bei der Bewältigung ihrer Erkrankung helfen. Um die Versorgungsrealität zu verbessern hat der Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW) der DDG in Zusammenarbeit mit der DDG Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Psychologie“ das neue Zertifizierungsmodul „Diabetes und Psyche“ initiiert. „Das Zertifikat soll sowohl Menschen mit Diabetes als auch Behandlern transparent machen, welche Einrichtungen eine besondere Expertise in der psychologischen Behandlung bei Diabetes aufweisen, sodass sie sich gezielt an sie wenden können“, führt Kulzer aus.

Das Zertifikat können ambulante sowie stationäre Behandlungseinrichtungen im Rahmen der Anerkennungsverfahren „Diabetes Exzellenzzentrum DDG“ und „Diabeteszentrum DDG“ optional erwerben. Voraussetzung für den Erwerb ist, dass in der jeweiligen Einrichtung nachgewiesenermaßen ausreichend Hintergrundwissen über die besonderen Herausforderungen und Probleme von Menschen mit Diabetes vorliegen. Die Einrichtungen müssen dabei eine definierte Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität bei der Therapie von Menschen mit diabetes-bezogenen psychischen Belastungen, nachweisen. Zertifizierte Einrichtungen müssen ihre Ergebnisqualität nach einem Zeitraum von 6 Monaten offenlegen. Durch gezielte Hospitationen und Kooperationen soll eine verstärkte Vernetzung der zertifizierten Einrichtungen erfolgen, was die Qualität der Einrichtungen verbessern soll.

„Diese Maßnahme ist ein wichtiger Schritt, die bisher noch suboptimale psychologische Betreuung von Menschen mit Diabetes zu verbessern“, erklärt DDG Expertin Professor Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Karin Lange, ehemalige Leiterin der Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Das Zusatzmodul soll außerdem zeigen, dass psychologische Versorgungsangebote nicht nur ein `Nice to have´ bei psychiatrischen Diagnosen sind, sondern – wie in Leitlinien und DMP gefordert – ein integraler Bestandteil der Diabetesbehandlung in allen Sektoren sein sollten.“

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft